Der
Dom
ZU
Drontheim.
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dass dieser Theil des Gebäudes aus dem Bau des Erzbi-
schofs Eystein herstammt, wobei denn die Verschiedenheit
der beiden Kreuzfacaden, die einfachere Anordnung der
südlichen, die reichere mit Arcadenreihen und Spitzbogen
verzierte der nördlichen, nur darauf deuten, dass jene einem
früheren, dem Jahre 1180 näheren Zeitpunkte des Baues,
diese der späteren Fortsetzung, etwa dem Axifange des
(lreizehnten Jahrhunderts angehört. Zwar haben wir die
bestimmte Nachricht, dass Eystein den Schrein des h. Olaf
an der Begräbnissstelle desselben in seiner neuen Kirche
aufstellen lassen, und dies war aller WVahrscheinlichkeit in
dem östlichen 'l'heile des Doms. Allein daraus folgt keines-
Weges, dass derselbe, so wie er jetzt ist, im Style spä-
terer Gothik, von Eystein herstannne, und wir können
daher aus der Stylverschiedenheit dieses Osttheiles von dem
Kreuzschiife nicht weiter folgern, dass dies ein Ueberrest
der Marienkirche des Harderaade vom Jahre 1050 sei. Es
ist ebenso undenkbar, dass Eysteln am Ende des zwölften
Jahrhunderts Formen erfunden habe, die nur durch lang-
jährigen Gebraueh des gothisehen Styls entstehen konnten,
als dass Ilarald Harderaade in der Mitte des elften Jahr-
hunderts in einem noch kaum civilisirten Lande und bei ge-
ringer Bauthätigkeit die Kreuzschiße in einem Style gebaut
habe, der in Eilglanxl, wo er einheimisch ist und nicht wie
hier vereinzelt, sondern in vielen lä'ällen vorkommt, sich erst
ein Jahrhundert später entwickelte
freilich von dem Style des Kreuzschiühs himmelweit verschiedenen Chur-
bau dem Erzbisrhof Eystein zuschreibt.
4') Nach der Ansicht des Herrn v. Minutoli in dem angeführten
Werke stammt die sog. Clemenskirche aus den Jahren 1016-1031,
das Kreuzschiff des Doms aus dem Bau des Harald Ilarderaade 1047
1066, der Chor nebst dem Oktogon aus dem Bau des Eystein
1180. Diese letzte, man kann wohl sagen, kunsthistorisch unmögliche
Vermuthung ruht wesentlich auf der zweiten Annahme, allein auch diese