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Norwegen.
seite einen ruivollendeten 'l'hurmbau, der, wie man es an
englischen Kirchen oft findet, breiter ist, als das Langhaus
und so gewissermaassen einen zweiten Kreuzarm bildet.
In Osten als Schluss des Chores steht eine achteckige
Halle, wahrscheinlich die frühere Grabstätte des heiligen
Olaf. Langhaus, Chor und Octogon sind durchweg go-
thisch, meistens in einem reichen , aber etwas überladenen
und verderbteil gothischen Style, dem, welcher in England
am Ende des vierzehnten Jahrhunderts aufkam, in vielen
Beziehungen ähnlich. Sie werden daher theils nach einem
Brande von 1328, theils bei dem grossen Reparaturbau,
der in den Jahren 1474 1500 vorgenommen wurde, ihre
jetzige Gestalt erhalten haben k). Allein die Kreuzarme
sind augenscheinlich älter und noch früher ist eine kleine
Kapelle, welche mit der Kirche durch einen Gang verbun-
den ist. Mit diesen älteren Theilen haben wir uns daher
hier zu beschäftigen.
Ueber das Geschichtliche
des
Baues
wissen
wir
nächst, dass im Jahre 1180, als die Verehrung der Reli-
quien des heiligen Olaf den Dornschatz bereichert hatte,
der Erzbischof Augustinus oder Eystein die Erbauung einer
neuen Kirche beschloss. Er brach dabei, wenigstens theil-
weise, die Marienkirche des Harald Harderaade ab, sorgte
den verschiedenen Theilen des Baues die Ausgangspunkte des romani-
schen Rund- und Spitzbogenstyls und der vollendeten Gothik finden,
und in den Bauformen aller anderen Länder nur Nachahmungen dieses
einheimisch normannischen Styls anerkennen will. Der Beweis für diese
ausserordentliohe Hypothese liegt durchweg in der Beziehung der er-
kennbaren Theile der Kathedrale zu den dürftigen überlieferten Daten.
Die Widerlegung, soweit sie hier erwartet werden darf, wird zum Theil
weiterhin gegeben und bei der späteren Betrachtung der übrigens als
eigenthümliche Aeusserungen des Formsinnes beachtenswerthen jüngeren
Theile des Doms vervollständigt werden.
a] Nachrichten über die vielfachen Zerstörungen der Kirche bei
Minutoli S. 14, 15.