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Erste
Epoche.
Bald Wetteiferten Ritter und Edelfrauen in den niedrigsten
körperlichen Diensten für die Erbauung von Klöstern und
Kirchen , bald pilgerten die Kampflustigen nach Spanien,
um sich der einheimischen, unchristlichen Fehdelust zu ent-
ziehen oder die im Kampfe begangene Sünde in neuem
Kampfe gegen die Ungläubigenabzubüssen. Immer häuli-
ger Wurden die Wallfahrten nach dem Grabe des Herrn
selbst , und die Rückkehrenden reizten durch die Schilderung
erduldeter Leiden die Phantasie ihrer Zuhörer und den Zorn
gegen die Saracenen, die unwürdigen Besitzer der hei-
ligsten Stätten. Der Gedanke des Kreuzzugs War reif und
wurde plötzlich zur That.
_Die Kreuzzüge gaben den Anstoss zu einer durch-
greifenden Umgestaltung aller Verhältnisse. Zunächst bewirk-
ten sie die völlige Ausbildung des Ritterthums; in der ge-
steigerten Erregung, welche die Betretung des geweiheten
Bodens hervor-brachte, in den aus Demuth und Selbstgefühl
gemischten Empfindungen der Sieger, bei der Nothwen-
digkeit einer Absonderung der Gebildeteren von dem grossen
Haufen und dem dadurch hervorgerufenen Bedürfnisse einer
strengeren Disciplin entwickelten sich die ritterlichen Begrilfe
mit allen ihrenKonsequenzen und Wurden nach der Henn-
kehr mehr und mehr in Ausführung gebracht. Durch das
Ritterthum bekam aber auch die ganze Laienwelt Anregung
und Veranlassrmg zu freierer Entwickelung; das Streben
der Städte nach bürgerlicher Freiheit, der Fürsten nach
Feststellung und besserer Anwendung ihrer Rechte, der
Schule nach einer höheren Wissenschaftlichkeit, endlich der
Völker im Ganzen nach geregeltem Gebrauche der National-
sprachen hatten von da ihren Anfang. Allerdings zeigten
sich die Resultate dieser Bestrebungen erst in der folgenden
Epoche recht deutlich, aber die Anfänge derselben fallen
schon in diese, und das Bewusstsein grosser Ereignisse