Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Erste 
Epoche. 
Bald Wetteiferten Ritter und Edelfrauen in den niedrigsten 
körperlichen Diensten für die Erbauung von Klöstern und 
Kirchen , bald pilgerten die Kampflustigen nach Spanien, 
um sich der einheimischen, unchristlichen Fehdelust zu ent- 
ziehen oder die im Kampfe begangene Sünde in neuem 
Kampfe gegen die Ungläubigenabzubüssen. Immer häuli- 
ger Wurden die Wallfahrten nach dem Grabe des Herrn 
selbst , und die Rückkehrenden reizten durch die Schilderung 
erduldeter Leiden die Phantasie ihrer Zuhörer und den Zorn 
gegen die Saracenen, die unwürdigen Besitzer der hei- 
ligsten Stätten. Der Gedanke des Kreuzzugs War reif und 
wurde plötzlich zur That. 
_Die Kreuzzüge gaben den Anstoss zu einer durch- 
greifenden Umgestaltung aller Verhältnisse. Zunächst bewirk- 
ten sie die völlige Ausbildung des Ritterthums; in der ge- 
steigerten Erregung, welche die Betretung des geweiheten 
Bodens hervor-brachte, in den aus Demuth und Selbstgefühl 
gemischten Empfindungen der Sieger, bei der Nothwen- 
digkeit einer Absonderung der Gebildeteren von dem grossen 
Haufen und dem dadurch hervorgerufenen Bedürfnisse einer 
strengeren Disciplin entwickelten sich die ritterlichen Begrilfe 
mit allen ihrenKonsequenzen und Wurden nach der Henn- 
kehr mehr und mehr in Ausführung gebracht. Durch das 
Ritterthum bekam aber auch die ganze Laienwelt Anregung 
und Veranlassrmg zu freierer Entwickelung; das Streben 
der Städte nach bürgerlicher Freiheit, der Fürsten nach 
Feststellung und besserer Anwendung ihrer Rechte, der 
Schule nach einer höheren Wissenschaftlichkeit, endlich der 
Völker im Ganzen nach geregeltem Gebrauche der National- 
sprachen hatten von da ihren Anfang. Allerdings zeigten 
sich die Resultate dieser Bestrebungen erst in der folgenden 
Epoche recht deutlich, aber die Anfänge derselben fallen 
schon in diese, und das Bewusstsein grosser Ereignisse
	        
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