Uebergang
zum
normannischw
engl.
Style.
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doch die gleiche Neigung zum Arabeskenartigen, Verwickel-
ten, Räthselhaften zum Grunde liegt, welche nur lmter
den Händen der Normannen verständiger und regelrechter
sich in geraden Linien, bei den Iren phantastischer in un-
berechenbaren Curven entwickelt. Eine verwandte Rich-
tung des Sinnes zeigt sich auch in den grottesken Men-
schenköpfen und Thiergestalten, welche in beiden Ländern,
jedoch ohne nähere Aehnlichkeit der Form vorkommen-
Dagegen finden wir für eine andere charakteristische Eigen-
thümlichkeit des englischen Styls, für die schwerer Rund-
säule, dort kein Analogon, und müssen daher annehmen,
dass sie jedenfalls nicht keltischen Ursprungs ist.
Scaudinavicn.
Schon oben haben wir gesehen, dass die scandinavi-
sehen i) Völker vor der Einführung des Christenthums
keine eigene monumentale Architektur besessen, dass aber
dennoch ihre angestammte Sinnesweise auf die ihnen über-
lieferten romanischen Formen einwirkte und diesen ein be-
stimmtes, abweichendes Gepräge gab. Geschah dies schon
bei den französischen Normannen, die sich den Sitten ihrer
4') Ein Werk, welches erschöpfende Auskunft über die Bauten der
seandinavischen Länder gäbe, existirt noch nicht. Die auf Kosten der
französischen Regierung neuerlich herausgegebenen V 0 yage s d e S c an-
dinavie par Gaymard enthalten zwar einzelne prachtvolle und dan-
kenswerthe Zeichnungen, aber einen völlig oberflächlichen und unkriti-
schen Text. Minutoli, der Dom zu Drontheim, Berlin 1853,
liefert zwar nicht minder prachtvolle Zeichnungen dieser Kirche und
ansserdem viele Nachrichten über andere scandinavische Bauten. Der
Verfasser ist aber in der völlig unhaltbaren Hypothese eines besonders
frühen Vorschreitens der seandinavischen Architektur befangen. Nur
Dahl, D enkmäler einer sehr ausgebildeten Holzbaukunst
in den inneren Landschaften Norwegens, erfüllt seine Auf-
gabe vollständig. Die Quellen der vereinzelten Nachrichten, welche ich
sonst zusammengestellt habe, sind an ihrer Stelle angeführt.