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Irland.
nach der Verschmelzung der Einwanderer mit den Urein-
wohnern, sich wieder geltend machte. Ebenso finden wir
in Irland, wie in den mnthmaasslich sächsischen Bauten
Englands, die dreieckige Bedeckung der Fenster, also wie-
derum eine spröde, geradlinige Form, welche allerdings zu
roh war, um sich nach der Bekanntschaft mit dem Keil-
schnitte zu erhalten. Selbst die aus zwei abgestumpfteil
Pyramiden zusammengesetzte Basis der irischen Bauten
zeigt verwandte Formgedanken, wie die sächsischen Säul-
chen, die wir oben kennen gelernt haben. Allerdings lin-
det sich von anderen charakteristischen Eigenthümlichkeiten
des irischen Styles in England keine Spur. Cyklopisches
lirlauerwverk kommt an monumentalen Bauten in England
nicht vor, während andererseits die Ausleglmg der Bruch-
steinwände mit horizontalen und verticalen Stücken, das
sogenannte Lang und Kurz, sich in Irland so selten findet,
dass man eher an eine Annahme der fremden Constru-
ctionswzveise, als an eine einheimische Gewohnheit denken
kann. Eine wichtige Verschiedenheit ist endlich die Form
der Thürme; auch in England werden sie, jedoch nur an
kleineren Kirchen aus der letzten Zeit des normannischen
Styles, in runder Form, in den sächsischen und frühnor-
mannischen Bauten dagegen durchweg viereckig und un-
verjüngt gefunden, und haben also mit jenen schlanken
irischen Thürmen nichts gemein. In Beziehung auf die
Ornamente ist zwar das Zickzack in Irland wie in der
normannischen Kunst beliebt, dagegen kommen jene Band-
versclüirlgurxgen in rlmden Linien, in welche sich durch
ein naheliegendes Spiel der Phantasie Schlangen und Dra-
chen einmischen, in England, und dagegen die Vergitte-
rungen und die mannigfaltigen geradlinigen Muster des
englischen Styles in Irland nicht vor. Indessen ist nicht
zu verkennen, dass diesen verschiedenen Decorationsformen