Uebergüllg
zum
normannisch- engl.
Style.
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in irischen Bauten vorgekommen Waren , und die mit den
gewundenen Kannelluren oder Zickzackverzierungen ihrer
Stämme genaue verkleinerte Copien von englischen Säulen
dieser Art, etwa aus der Kathedrale von Durham, sind.
Doch mag hier die persönliche Neigung des Bauherrn oder
Baumeisters das engere Anschliessen an die englisch-nor-
mannische Architektur bewirkt haben, denn in der wahr-
scheinlich von 1128 bis 1150 erbauten Kathedrale von
Tuam sind die Kapitäle noch vierkantig und mit Band-
verschlingungen verziert, die sich an zwei Kapitälen sogar
zu breitgezerrten menschlichen Gesichtern gestalten.
Auch in diesen späteren Bauten gleichen die Dimen-
sionen und der Grundplan denen der älteren einheimischen
Kirchen; Schiff und Chor sind einfache Parallelogramme
ohne SeitenschiHe de). Nur an der Cormacs-Kapelle ist
eine Kreuzgestalt erlangt, aber nur im Aeusseren und zwar
dadurch, dass am Ostende des Schiffes auf jeder Seite ein
viereckiger Thnrm angebaut ist. Die runde Form und die
isolirte Stellung der Thürme sind also hier aufgegeben,
nicht aber der gerade Chorschluss.
Die Vergleichung dieser Bauten mit den englischen
giebt uns einige Auskunft über die Geschmacksrichtung
des keltischen Stammes. Wir finden zunächst den geraden
Chorschluss ausschliesslich angewendet, und sind dadurch
zu der Vermuthung berechtigt, dass die Vorliebe für diese
einfache und spröde Form in England auf einer altkelti-
sehen, bei der Einführung des Christenthums entstandenen
Gewohnheit beruhete, welche auf die Sachsen übergegangen
War, nach der Eroberung anfangs durch die von den Nor-
mannen eingeführte Apsis verdrängt wurde, dann aber,
k] Eine Eigenthümlichkeit der letztgenannten und späterer iri-
scher Kirchen ist, dass sie über dem Gewölbe der Kirche einen grossen
Saal und kleinere Gemächer haben.