Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Irland. 
Zusammenhange, oft ziemlich weit von demselben entfernt. 
Eine andere noch bemerkenswerthere Eigenthümlichkeit ist 
dann, dass die Eingangsthüre, wie in den englischen Bur- 
gen, niemals in das unterste Stockwerk führt, sondern, 
manchmal bis 20 Fuss, über dem Boden liegt. Alles dies 
erklärt sich durch die Annahme, dass sie ausser der Be- 
stimmung zu Glockenthürmen auch die hatten, in Fällen 
der Noth als Zufluchtsort für die Schätze und die Bewoh- 
ner der Klöster und der Umgegend gegen feindliche An- 
griffe h), vielleicht auch als Warten Lnld selbst als Leucht- 
thürme für die heimkehrenden Mönche zu dienen. Zu alle 
diesem war dann auch ihre isolirtc Lage, welche sie gegen 
Feuersgefahr und Rauch sicherte, besonders so lange man 
hölzerne Kirchen baute, nützlich. Schon dem ersten Eng- 
länder, der uns eine Beschreibung von Irland giebt, dem 
Giraldus Cambrensis, welcher im letzten- Viertel des zwölf- 
ten Jahrhunderts, im Gefolge des nachherigen Königs Jo- 
hann, mit den Heeren König Heinrichs II. die Insel kennen 
lernte, fielen diese Thürme auf. Er spricht davon, dass 
nach der Sitte des Landes die kirchlichen Thürme eng, 
hoch und rund seien M), und bezeichnet also die noch vor- 
handenen 'l'hürme in unverkennbarer Weise. Wie lange 
vor ihm diese Sitte in Irland bestanden hatte, lässt sich 
nicht ermitteln, Wahrscheinlich stammt sie aus der ersten 
Zeit nach der Einführung des Christenthums, WO die Klö- 
ster noch von heidnischen Angriffen gefährdet waren. Sie 
erhielt sich vielleicht bis in das dreizehnte, jedenfalls bis 
gegen das Ende des zwölften Jahrhunderts. 
"Q Zahlreiche Stellen bei Petrie a. a. O. S. 370 ff. geben einzelne 
Fälle, wo die Glockenthürme (Campanilia) in dieser Weise benutzt wurden. 
H) Turres ecclesiasticae, quae more patriae arctae sunt et altae, 
nec non et rotundae. '_(T0pographia Hiberniae], bei Petrie a. a. O. 
S. 8. Der vollständigste solcher Thürme steht zu Devenish Island in 
Long Erne. Sehr viele andere sind a. a. O. S. 357 ff. aufgezählt.
	        
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