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Irland.
Zusammenhange, oft ziemlich weit von demselben entfernt.
Eine andere noch bemerkenswerthere Eigenthümlichkeit ist
dann, dass die Eingangsthüre, wie in den englischen Bur-
gen, niemals in das unterste Stockwerk führt, sondern,
manchmal bis 20 Fuss, über dem Boden liegt. Alles dies
erklärt sich durch die Annahme, dass sie ausser der Be-
stimmung zu Glockenthürmen auch die hatten, in Fällen
der Noth als Zufluchtsort für die Schätze und die Bewoh-
ner der Klöster und der Umgegend gegen feindliche An-
griffe h), vielleicht auch als Warten Lnld selbst als Leucht-
thürme für die heimkehrenden Mönche zu dienen. Zu alle
diesem war dann auch ihre isolirtc Lage, welche sie gegen
Feuersgefahr und Rauch sicherte, besonders so lange man
hölzerne Kirchen baute, nützlich. Schon dem ersten Eng-
länder, der uns eine Beschreibung von Irland giebt, dem
Giraldus Cambrensis, welcher im letzten- Viertel des zwölf-
ten Jahrhunderts, im Gefolge des nachherigen Königs Jo-
hann, mit den Heeren König Heinrichs II. die Insel kennen
lernte, fielen diese Thürme auf. Er spricht davon, dass
nach der Sitte des Landes die kirchlichen Thürme eng,
hoch und rund seien M), und bezeichnet also die noch vor-
handenen 'l'hürme in unverkennbarer Weise. Wie lange
vor ihm diese Sitte in Irland bestanden hatte, lässt sich
nicht ermitteln, Wahrscheinlich stammt sie aus der ersten
Zeit nach der Einführung des Christenthums, WO die Klö-
ster noch von heidnischen Angriffen gefährdet waren. Sie
erhielt sich vielleicht bis in das dreizehnte, jedenfalls bis
gegen das Ende des zwölften Jahrhunderts.
"Q Zahlreiche Stellen bei Petrie a. a. O. S. 370 ff. geben einzelne
Fälle, wo die Glockenthürme (Campanilia) in dieser Weise benutzt wurden.
H) Turres ecclesiasticae, quae more patriae arctae sunt et altae,
nec non et rotundae. '_(T0pographia Hiberniae], bei Petrie a. a. O.
S. 8. Der vollständigste solcher Thürme steht zu Devenish Island in
Long Erne. Sehr viele andere sind a. a. O. S. 357 ff. aufgezählt.