Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Aelteste 
Ueberreste. 
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Form, indem sie sämmtlich auf kreisförmigem Grundplane 
durch Zurücktreten der horizontalen Steinlagen zu einer 
Halbkugel, gleichsam zu einem hohlen Steinhügel, gebildet 
sind. Die Vermuthung ihres heidnischen Ursprunges wird 
dadurch bestätigt, dass in einer alten Lebensbeschreibung 
einem heidnischen Weissager, der mehrere, durch die Ein- 
führung des Christenlhums bewirkte Neuerungen vorher 
verkündet, auch die in den _Mund gelegt ist, dass die Ge- 
bäude nach römischer Weise in Winkeln angelegt (angu- 
latae) sein würden, was auf ein Vorherrschen der runden 
Form in den heidnischen Bauten hindeutet. Dass Anlagen 
dieser Art irische Sitte waren, scheint auch aus der Le- 
bensbeschreibung des heiligen Cuthbert, der, wie "man 
annimmt, ein Irländer war, hervorzugehen. Der Lebens- 
beschreiber, Beda der Ehrwürdige, ein Engländer, dem 
diese Form fremd war, schildert nämlich ausführlich ein 
Gebäude, welches Cuthbert in seinem Bischofssitze Lin- 
disfarne errichtete St], und das jenen eben beschriebenen 
genau glich. Dies Haus war indessen keine Kirche, und 
bei solchen finden wir vielmehr in den Beschreibungen der 
irischen Chronisten stets die länglich rechtwinkelige Form, 
die man, vielleicht gerade im Gegensatze gegen die heid- 
nische Sitte, hier festhielt. Dass diese Kirchen sämmtlich 
von Holz waren, kann man, ungeachtet jener Zeugnisse, 
schon aus dem Grunde nicht annehmen, weil das älteste 
irische Wort für eine Kirche geradezu ein Stein- 
haus bedeutet 3x), und in einzelnen Nachrichten über frühe 
Bauten des Steines ausdrücklich gedacht ist. In der That 
finden sich auch noch zahlreiche Ueberreste uralter Kirchen, 
welche in ihrem Plane mit jenen Beschreibungen, in ihrem 
Mauerwerk mit den erwähnten alten Rundgebäuden über- 
 Petrie a. a. O. S. 131 und 
w] Petrio a. a. O. S. 141. 
IV. 2. 
127. 
27
	        
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