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Irland.
welche sorgfältige, vor wenigen Jahren angestellte Unter-
suchungen nähere Aufklärung gegeben haben Diese
Monumente stammen, darüber ist jetzt kein Zweifel, sämmt-
lich aus christlicher Zeit. Vor ihrer Bekehrung hatten auch
die Iren, Wie die anderen keltischen Völker, keine monu-
mentale Architektur, ihre Tempel waren offene Steinkreise,
ihre Altäre und Denkmäler phantastisch aufgestellte Fels-
blöcke, ihre Wohnhäuser kunstlose Holzbauten. Die ge-
heimnissvollen Rundthürme, welche man auf den einsamen
Stellen der Insel häufig findet, und die man lange für
Feuertempel oder Sternwarten der Druiden, oder für Befe-
stigungen der Dänen gehalten hat, sind Glockenthürme der
Klöster. Indessen sind sie nicht , wie man früher glaubte,
die einzigen merkwürdigen Monumente der Insel. Zwar
wurden die Kirchen auch hier in der ersten christlichen
Zeit, und selbst noch bis in das zwölfte Jahrhundert, häufig
aus Holz gebaut; gleichzeitige Schriftsteller nennen dies
ausdrücklich eine scotische (irische) Sitte Indessen gab
es schon damals, und vielleicht schon in heidnischer Zeit,
auch kunstlose, aber merkwürdige Steinbauten. In entle-
genen Gegenden der Insel finden sich nämlich Gebäude aus
unbehauenen Steinen in höchst roher, aber eigenthümlicher
i") George Petrie, the ecclesiastical architeeture of Ireland,
anterior to the anglo-norman invasion, comprising an essay on the
origin and uses of the round towers of Ireland, Dublin 1845, 40. (im
Vol. XX der Transactioxis of the royal irisch academy, auch in Octav
besonders abgedruckt), ist hier durchweg meine Quelle.
M] .Beda,-Hist. eecl. lib. III, c. 25, erzählt von dem Irländer
Firmien, welcher Bischof auf der englischen Insel Lindisfarne gewor-
den war: Fecit ecclesiam episeopali sedi congruam quam tamen more
Scotorum non de lapide, sed de robore secto totam composuit atque
harundine texit. So wird noch in der im zwölften Jahrhundert ver-
fassten Lebensbeschreibung der heiligen Monenna erzählt, dass sie die
Kirche erbaut habe: Tabulis dedolatis, juxta morem Scoticarum
gentium. Petrie a. a. O. 125.