Weitere
Entwickelung.
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noch
die
schlanke
Säule ,
der
Normandie
das
korintlnisi-
rende Kapitäl an diesen Ursprung. Hier hat ein nordisches,
nationales Element das Uebergewicht gewonnen, und spricht
sich mit einer poetischen Kraft aus, die den Beschauer
mächtig anregt. Wir fühlen die gestählte Festigkeit krie-
gerischer Charaktere, den Trotz des Kampfes, die Sicher-
heit wohl überlegter Rüstung, wir werden eingeführt in
das Ringen widerstrebender Elemente, das romantische
Vorspiel künftiger nationaler Grösse; Wir fühlen aber auch
die 'I'reue, welche aus der Festigkeit hervorgeht, die stille
Empfänglichkeit und den frommen Ernst, der das Dunkel
heiliger Räume liebt; wir Werden von einer ehrfurchtsvol-
len, ahnenden Stimmung ergriffen, und können das Inter-
esse vollkommen verstehen, mit Welchem namentlich die
Engländer diese erste Epoche ihrer Kunst betrachten.
Bei dem Mangel eines constructiven Princips hatte der
Styl auch nicht eine fortschreitende Entwickelung; es scheint
vielmehr, dass er in seinen Grundzügen sehr bald festge-
stellt war, und im VVesentlichen bis zum Ende dieser
Epoche sich gleich blieb. Nur an der allmäligen Milderung
der anfänglichen Sprödigkeit lässt sich ein Unterschied der
Zeiten erkennen. Noch aus dem elften Jahrhundert erhal-
tene Bauten sind das KreuzschiE der Kathedrale von Win-
chester (1079 1093] die Ruinen der Klosterkirche
auf der Insel Lindisfarne, unfern Durham (1090) im),
der Chor der Kathedrale von Norwich (1096 -1101],
die Krypta und der Chor von Gloucester (1088
m] Es ist zwar durch den Sturz des Thurmes im Jahre 1107 be-
schädigt und hergestellt, aber nur in einzelnen Theilen, man erkennt
die Herstellungen an der Verschiedenartigkeit des Mauerwerks.
Abbildungen bei Britton, Arch. Ant. III, p. 52. Die Eigen-
thümlichkeit des Mauerwerks und der dazu benutzten Steine entspricht
genau der Beschreibung, welche der Chronist Reginald von Durham von
der ersten Anlage giebt. Vgl. Glossary V01. III, p. 41.