Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Weitere 
Entwickelung. 
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erkennen. In kleineren Bauten dieser Epoche findet sich 
aber schon der gerade Chorschlxlss, und später wurde er 
so allgemein, dass nur Wenige Kirchen und zwar meistens 
solche, bei denen die Mitwirkung eines auswärtigen Bau- 
meisters nachgewiesen werden kann, eine Ausnahme ma- 
chen. Eine Nachricht darüber, was diese Abweichung von 
einer so schönen und in der ganzen Christenheit beibehal- 
tenen Form veranlasste, ist nicht überliefert. Wahrschein- 
lich war der gerade Chorschhlss der Kirchen schon vor 
der Eroberung in England üblich gewesen, wie wir ihn 
auch an den ältesten irischen Kirchen finden, und diese 
einheimische Sitte gewann nun wieder die Oberhand über 
die von den Normannen eingeführte Apsis. Die Verlän- 
gerung des Chores und die dadurch entstehende grössere 
Entfernung der Gemeinde von dem Chorschlusse machte 
allerdings die Rundung weniger wirksam, während man 
sie wegen der Verbindung der Kirche mit den geradlinig 
angelegten Klostergebäuden hinderlich und unsymmetrisch 
finden mochte. Jedenfalls gab aber die Vorliebe für das 
Geradlinige und Eckige, die sich ja selbst in dem Spiel 
der Ornamente geltend machte, den Ausschlag. Eine ge- 
wisse Nüchternheit des Sinnes nahm an der Abweichung 
von der geraden Linie Anstoss, und hielt den dürren Pa- 
rallelislnus der vorderen und der abschliessenden Wand für 
schöner oder correcter, als die volle und edle Gestalt der 
halbrunden Apsis. So gross war die Vorliebe für diese 
einheimische Form, dass in den meisten normännischen 
Kirchen die Apsis später umhaut, abgebrochen oder ent- 
stellt ist f). 
 Auch Freemun (a history of architecture, London 1849, S. 
234) spricht von der sonderbaren Gewohnheit des geraden Schlusses 
(the strange insular tradition of the flat end), welche die Zerstörung 
so vieler normännischer Chornischen herbeigeführt habe.
	        
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