VVeitere
Entwickelung.
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dieser Ornamente noch verstärkt wird. Die gedrängten und
daher schlank erscheinenden Säulen der Wandarcaden mit
den kurzen, darauf ruhenden Bögen, dann wieder jene
kreuzweise verschlungenen Bögen verrathen eine Ueberfülle
der Kraft, die wie zum Schutze dicht gesammelt ist. Auch
das Vorherrschen der Irlorizontallinie giebt den Gebäuden
ein, wenn auch nicht gerade kriegerisches, so doch welt-
liches Ansehen. Man wird durchweg daran erinnert, dass
die Architektur sich hier unter ganz anderen Verhältnissen
ausbildete, wie auf dem Festlande, dass sie ihre ersten
Studien, ihre ersten Erfahrungen nicht an Kirchen, sondern
an Schlössern und Burgen gemacht hatte. Auch dort hielt
man es im Mittelalter meistens für nöthig, die Dombezirke
und die grösseren Klöster durch starke Mauern und andere
Befestigungen gegen einen feindlichen Ueberfall oder einen
Aufstand der Bürger zu sichern i); aber dies hatte auf
den Styl der kirchlichen Architektur keinen Einfluss. Hier
dagegen, WO auch die geistlichen Institute im feindlichen
Lande entstanden, Wo sie auf den Ausbruch eines Krieges
gerüstet sein mussten, mischten die kriegerischen Gefühle
sich in die Entwickelung der Formen, und gaben selbst
der Ornamentation ein trotziges, imponirendes Ansehen.
Theils aus dieser weltlichen Tendenz, theils aus der
erwähnten klösterlichen Einrichtung der Kathedralen erge-
ben sich dann auch andere Eigenthümlichkeiten des engli-
schen Styles, die sich zwar erst allmälig, aber noch vor
dem Schlusse dieser Epoche ausbildeten. Anfangs hatte
man, wie erwähnt, den Chor der Kirchen, ganz wie in
der Normandie, aus einer kurzen Vorlage und einer halb-
kreisförmigen Apsis gebildet. Sehr früh aber begann man
schon jener Vorlage eine grössere Ausdehnung zu geben,
Beispiele solcher Befestigungen
monastique, 1852, p. 57 ff.
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t-ecture
giebt
Albert
Lenoir
Archi-