Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Englisch-normannischer 
Styl. 
meister hier nicht an den Spitzbogen gedacht haben, welchen 
die englischen Archäologen darin zu finden glauben, der 
aber in der That nicht existirt, da die Schenkel dieser ver- 
meintlichen Spitze nicht mit einander verbunden sind, son- 
dern verschiedenen Halbkreisbögen angehören. 
Ausserdem sind die Faeaden und besonders die Thürme 
auf den freibleibenden Stellen der VVand gewöhnlich sehr 
reich mit mehreren wechselnden teppichartigen Mustern der 
früher geschilderten Art und zwar mit den effectvollsten 
und glänzendsten und in kräftigster und brillantester Aus- 
führung verziert. 
Um die Entstehung dieses Styls zu begreifen, muss 
man sich den Zustand des Landes in dieser Zeit vergegen- 
wärtigen. Der Krieg mit den WVaffen war rasch beendet 
gewesen, die Sachsen hatten unterlegen, die Normannen 
Waren Herren des Landes, das sie mit eiserner Consequenz, 
mit Strenge und Klugheit regierten, dessen Reichthum ihnen 
zu Statten kam und die Mittel zur Befestigung ihrer Herr- 
schaft darbot. Aber der innere Krieg dauerte noch fort, 
bis in das dreizehnte Jahrhundert schieden sich die Völker- 
Stämme feindlich von einander, die Normannen hatten 
Gefühl gefürchteter und gehasster Sieger, die Sachsen 
Schmerz eines unterdrückten Volkes. Selbst Wilhelm 
das 
den 
von 
Malmesbury, obgleich schon gemischten, halbnormannischen 
Blutes, obgleich als Mönch normannischen Oberen durch 
die Bande der Obedienz und Pietät verpflichtet, obgleich 
gerecht genug, um die Vorzüge der Normannen und ihre 
Verdienste um Kirche und Staat freigebig anzuerkennen, 
bricht noch in tiefe Klagen über die Fremdherrschaft, über 
die Spaltung des Volkes aus. Walter Scott hat das Bild 
dieses Zustandes gewiss nicht übertrieben ausgeführt. Es 
war zunächst eine Gewaltherrschaft der Sieger, Welche vor 
allen Dingen auf ihre Sicherheit denken mussten. Ihre
	        
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