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Englisch-normannischer
Styl.
ihnen das stahlblinkende k) Ansehen einer Rüstung, Zick-
zack oder Zinnen fassen die Bögen ein, gewundene Kanel-
luren dicht gedrängt oder in weiteren Zwischenräumen
umziehen den schwerliilligen Säulenstamm oder durchsclmei-
den sich auf seiner Fläche zu rautenförmigeil Feldern.
Nichts ist leer, nichts ungeschmückt gelassen, aber gerade
dieser Reiehthum wird erdrüekend, erhöht das Gefühl des
Lastenden. Dazu kommt die Art dieser Ornamentation.
Sie ist dem Principe nach der in der Normandie herrschen-
den verwandt, aber doch näher bestimmt, eigenthümlicher.
Sie bildet den directen Gegensatz gegen die constructiven
Theile; Während in diesen das Senkrechte, der Kreis und
der Cylinder ausschliesslieh in Anwendung kommen, ist
hier das Diagonale, Widerstrebende, Unarchitektonische
ebenso aussehliesslich im Gebrauch. Alle diese Ornamente
sind nicht etwa flach behandelt, sondern tief geschnitten,
kräftig heraustretend, sie machen sich neben jener massi-
ven Architektm geltend; sie nehmen derselben den Ein-
druck des Rohen, aber sie heben das Schwere und Trübe
nur noch mehr hervor. Sie modificiren jenen ersten Ein-
druck dahin, dass das Finstere und Drückende nunmehr
als eine schwerfällige, aber ernste und mächtige Würde
erscheint, in die dann doch eine kriegerische Derbheit, ein
ritterliches Element hineinspielt. Wir lernen allmählig jene
sonderbaren, irrationalen und unorganischen Formen ver-
stehen, ihre Mängel sind nicht zwecklos, sie haben Con-
sequenz, wenn auch keine architektonische, so doch eine
poetische; sie beabsichtigen eine Wirkung und bringen
diese hervor.
3') Ich entlehne diesen Ausdruck von Osten, der ihn bei Gele-
genheit seiner Beschreibung der Bauten der Normandie gebraucht (Wiener
Jahrb. 1845]. Er findet jedoch weniger auf die älteren Theile der Bau-
ten von Caen, als auf den englisch-normannischen Styl Anwendung.