Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Englisch-normannischer 
Styl. 
ihnen das stahlblinkende k) Ansehen einer Rüstung, Zick- 
zack oder Zinnen fassen die Bögen ein, gewundene Kanel- 
luren dicht gedrängt oder in weiteren Zwischenräumen 
umziehen den schwerliilligen Säulenstamm oder durchsclmei- 
den sich auf seiner Fläche zu rautenförmigeil Feldern. 
Nichts ist leer, nichts ungeschmückt gelassen, aber gerade 
dieser Reiehthum wird erdrüekend, erhöht das Gefühl des 
Lastenden. Dazu kommt die Art dieser Ornamentation. 
Sie ist dem Principe nach der in der Normandie herrschen- 
den verwandt, aber doch näher bestimmt, eigenthümlicher. 
Sie bildet den directen Gegensatz gegen die constructiven 
Theile; Während in diesen das Senkrechte, der Kreis und 
der Cylinder ausschliesslieh in Anwendung kommen, ist 
hier das Diagonale, Widerstrebende, Unarchitektonische 
ebenso aussehliesslich im Gebrauch. Alle diese Ornamente 
sind nicht etwa flach behandelt, sondern tief geschnitten, 
kräftig heraustretend, sie machen sich neben jener massi- 
ven Architektm geltend; sie nehmen derselben den Ein- 
druck des Rohen, aber sie heben das Schwere und Trübe 
nur noch mehr hervor. Sie modificiren jenen ersten Ein- 
druck dahin, dass das Finstere und Drückende nunmehr 
als eine schwerfällige, aber ernste und mächtige Würde 
erscheint, in die dann doch eine kriegerische Derbheit, ein 
ritterliches Element hineinspielt. Wir lernen allmählig jene 
sonderbaren, irrationalen und unorganischen Formen ver- 
stehen, ihre Mängel sind nicht zwecklos, sie haben Con- 
sequenz, wenn auch keine architektonische, so doch eine 
poetische; sie beabsichtigen eine Wirkung und bringen 
diese hervor. 
3') Ich entlehne diesen Ausdruck von Osten, der ihn bei Gele- 
genheit seiner Beschreibung der Bauten der Normandie gebraucht (Wiener 
Jahrb. 1845]. Er findet jedoch weniger auf die älteren Theile der Bau- 
ten von Caen, als auf den englisch-normannischen Styl Anwendung.
	        
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