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Englisch-normannischer
Styl.
Balkendeeke in England mehr als in anderen Ländern an-
gewendet. Sehr auffallend ist es nun, dass dennoch an
den Pfeilern der Kathedralen zu Ely, Peterborough und
Winchester Halbsäulen vom Boden auf, in anderen Kirchen
selbst bei Rundsäulen von den zu diesem Zwecke einge-
richteten Kapitälen Dienste bis nach oben hinaufgeführt
sind, obgleich in allen diesen Kirchen noch jetzt die Holz-
decke, zum Theil die alte, besteht. Dass hier Kreuzge-
wölbe beabsichtigt seien, ist bei der lWIenge dieser Fälle
durchaus unwahrscheinlich; man kann daher nur annehmen,
dass man eine solche Stütze für die Querbalken dienlich
hielt i], oder dass man die Form, die man in der Nor-
mandie bei der dort schon aufkommenden Wölbung an-
wandte, hier ohne Zweck nachgeahmt hat. Jedenfalls ist
hier Wieder ein Beweis, wie wenig die constructive Ten-
denz, die sich in der Normandie schon ausgebildet hatte,
mit den Normannen nach England überging.
Man kann sich nach dieser Schilderung der einzelnen
Glieder eine Vorstellung von der Wirkung machen, die
das Innere dieser Kirchen hervorbringt. Ein freies, erhe-
bendes, aufstrebendes Element ist überall nicht darin, Ge-
wölbe fehlen, die Decken liegen schwer auf dem Raum,
die dicken, verhältnissmässig kurzen Säulen steigen müh-
sam empor; die Horizontallinie herrscht vor. Es kommt
dazu, dass, wie schon im Grundrisse der freie Raum im
Verhältnisse zur Mauermasse beschränkt, so auch die Höhe
an
sich
1111(l
im
Verhältnisse
Zllf
Breite
und
besonders
zur
Lange
eine
geringe
Vergegenwärtigt
1118.11
sich
5'] In der Prioreikirche zu Binham (Britton a. a. O. III, 80)
scheint diese Absicht unverkennbar, da zwei solcher Dienste neben ein-
ander angebracht sind, auf denen der Balken ruhet.
w) Im Dom zu Gloucester hat das Kreuzschiff nur eine Höhe
von 56, das Schilf von 67 Fuss bei einer Länge (ohne die später ange-
baute Lady Chapel) von 314, und einer Mittelschiffbreite ven 41 engl. Fuss.