Normannischer
Styl.
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Rufus, als die normannischen Inhaber geistlicher und Welt-
licher Güter zu vollständigem und sicherem Besitze gelangt
waren, erwachte ihre altnormannische Prachtliebe und Bau-
lust. Fast alle Kirchen Wurden nun erneuert, die sächsi-
schen bis auf einzehle Theile völlig vertilgt. Während die-
ser Zeit bildete sich auch der eigenthümliche, aus conti-
nentalen lllld einheimisch brittischen Elementen gemischte
Styl aus , den die Engländer den normannischen nennen.
Wir kennen ihn noch sehr wohl, seine gründliche Dauer-
haftigkeit hat den Einflüssen der Zeit und der Baulust der
späteren Jahrhunderte Widerstand geleistet. Abgesehen
von vielen Kl0ster- und Pfarrkirchen haben von den zwei
und zwanzig jetzigen Kathedralen noch fünfzehn mehr oder
weniger bedeutende normannische Theile, manche lassen
noch das ganze Gebäude, wenn auch mit späteren Ver-
änderungen und Verkleidungen erkennen.
Der Grundplan war dem der continentalen Bauten gleich,
ein Langhaus mit niedrigeren und zwar meist ziemlich
schmalen Seitenschilfen, ein Kreuzschilf, der Chor mit
einer Vorlage und halbkreisförmiger Apsis, kleine Nischen
auf der Ostseite des Kreuzes, gewöhnlich bei bedeutenderen
Kirchen eine Krypta. In der Ausführung zeigen sich mehr
die localen Eigenthümlichkeiten. Die Mauern sind von ge-
Waltiger Dicke, auf beiden Seiten von wohlbehauenen und
geglätteten Quadern, dazwischen mit kleinen Steinen aus-
gefüllt, die Pfeiler in gleicher Weise auffallend stark, ent-
weder als Rundpfeiler oder mit einer Annäherung an die
normannische Form aus viereckigem Kern mit mancherlei
Halbsäulen oder Segmenten sehwererer Rundsäuleil verbun-
den, einige Male auch als achteckige Stämme. Die Ver-
hältnisse dieser Rundsäulen sind so abweichend von der
continentalen Form , dass sie bisweilen nicht viel mehr als
den doppelten Durchmesser ihrer Dicke als Höhenmaass