386
Die
Normannen
in
England.
die von ihm beabsichtigten umfassenden Bauten rücksich-
tigte. Von der Kirche, die er hierauf in sieben Jahren
vollendete, ist zwar fast nichts auf uns gekommen, aber
wir Wissen (lurch genaue Beschreibungen, dass sie in der
Pfeilerzahl, in den Dimensionen und in anderen Eigenthüm-
lichkeiten mit der Stephanskirche von Caen übereinstimmte.
Wir sehen also den Einfluss der Normandie hier überall
vorwaltcnd. Auch ergiebt sich aus einer anderen That-
saehe, dass diese normannischen Bauleute und Steinarbeiter
eine Schule bildeten, Welche sich bleibend erhielt. Schon
etwa zwanzig Jahre darauf liess nämlich der Prior Ernulf
(um 1096) den Chor dieses älteren Baues abbrechen, um
ihn durch einen sehr viel grösseren zu ersetzen. Dabei
wurde denn auch die bestehende Krypta weiter nach Osten
fortgeführt. Diese vergrösserte, also die Arbeit aus Lan-
francis slllld die aus ErnulFs Zeit umfassende Krypta ist
nun noch jetzt erhalten, allein wir finden darin keine er-
heblichen Verschiedenheiten der Technik oder des Styls
und haben daher Grund, anzunehmen, dass Während dieser
Zeit noch keine Veränderung entstanden war
Ein eigensinniges Festhalten an den Traditionen der
Heimath fand indessen keinesweges statt, wie wir an ei-
nem anderen Gebäude erfahren. Als der schon erwähnte
Mönch Paulus, der Neffe Lanfranäs, zum Abt von St. Al-
bans ernannt wurde, fand er diese seine Kirche in schlech-
tem Zustande, dabei aber vielfache Materialien, Welche seine
beiden sächsischen VTorgänger Behufs des beabsichtigten
aber noch nicht begonnenen Neubaues aus der benachbarten
römischen Stadt Verulamium hcrbeigeholt hatten. Er schritt
mit Hülfe seines mächtigen Oheims sogleich zum Werke
1') (Vergl. die gründ1ichen_ {Tntersunhpngexx in dem vortrefflichen
Werke von Willis, the architectural History of the cathedral of Canter-
bury. London 1845, S. 63 bis 69.