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England.
mentalreichthums und einer, durch die ganze Kraft britti-
scher Vaterlandsliebe getragenen, sorgfältigen Behandlung,
sondern auch den wichtigeren und inneren einer scharf
ausgesprochenen nationalen Eigenthümlichkeit, die sich bei
allen Wandehmgen des Baustyles geltend macht, und ihnen
ein charakteristisches Gepräge aufdrückt.
Es ist sehr merkwürdig, welche Kraft in der geogra-
phischen Lage und Beschaffenheit dieses Landes liegt.
"Wäluend auf dem Continent selbst da, wo die Bewohner
seit der Völkerwanderung unverändert blieben, das locale
Element den herrschenden Styl der jedesmaligen Epoche
nur wenig modificirt, tritt es hier, ungeachtet der gründ-
lichen Zerstörung, welche die früheren Bauten durch Wilde
Kriegsstürme mehr als einmal erlitten, ungeachtet der mehr-
mals wiederholten und durchgreifenden Mischung des Volkes
mit fremden Stämmen, immer wieder in gleicher Weise hervor.
Es ist wahr, dass die Eroberer der Insel nicht aus
weit entfernten Zonen kamen, dass sie alle nördlichen,
norddeutschen oder skandinavischen Ursprungs, und dass
ihre Eigenthümlichkeiten daher nicht allzufern von denen
der Ureinwohner des Landes waren, es ist daher begreif-
lich, dass der spröde, verständige und kühne Geist des
Nordens, der die weiche, nachgiebige Rundung nicht kennt
und die schroffen Gegensätze liebt, mit der sentimentalen,
feierlichen Stimmung, welche ein Erbtheil des keltischen
Stammes zu sein scheint, sich verbinden konnte. Aber
dass die Mischung dieser Charakterzüge so rasch und so
vollständig bewirkt wurde, dass sie einen so festen und
kräftigen Nationalgeist bildete, ist ein Geschenk der insu-
laren Abgeschlossenheit und der cigenthümlichen Beschaf-
fenheit des Landes, welche eine milde, fast südliche Tem-
peratur und Fruchtbarkeit neben dem dichten Nebel und
der schroffen Felsbildung nördlicher Gegenden zeigt.