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Erste
Epoche.
Deutschland.
Dramen, nach dem
tete. Allein diese
Vorbilde des leichtfertigen 'l'erenz, dich-
Studien waren nicht eine blosse Mode
des Hofes; sie wurden in den Klosterschulen mit solcher
Gründlichkeit getrieben, dass anerkannterweise im elften
Jahrhundert die deutsche Geistlichkeit den Vorzug grösserer
Gelehrsamkeit vor deraller anderen Länder hatte.
Es ist auf den ersten Blick auffallend, aber bei genauerer
Betrachtung erklärbar, dass diese Studien hier besseren Er-
folg hatten, als bei den romanischen Völkern. Diese sahen
die lateinische Sprache als ein ererbtes Eigenthum an, auf
das sie keinen grossen Werth legten und mit dem sie be-
liebig schalteten. Die Deutschen dagegen hatten, vermöge
der völligen Verschiedenheit ihrer Landessprache, keine
Veranlassung, beide zu mischen, betrachteten die Latinität
als Organ der Kirche und geistiger Ueberlegenheit mit
Ehrfurcht, begriffen die Vorzüge des klassischen Styls,
eigneten ihn sich mit Begeisterung an, hingen an diesem
mühsam erworbenen Gute mit äusserster Liebe. Das
brachte dann verschiedenartige Folgen hervor. Wir finden
bei manchen Historikern des elften Jalnhunderts, bei Her-
mann dem Lalnnen, Adam von Bremen und besonders bei
Larnbert von Aschaffenburg eine Klarheit der Gedanken
und des Vortrags, verständige, milde Urtheile und einen
Weiten, ruhigen Ueberblick über die Verhältnisse, der uns
zeigt, dass sie von ihren römischen Vorbildern nicht blos
die Form klassischer Rede erlernt haben. Man darf nicht
zweifehi, dass diese Fortschritte der Gelehrten auf die Na-
tion im Ganzen zurückgewirkt, ihre Civilisation beschleu-
nigt haben. Allein es war damit andererseits eine Ver-
nachlässigung, ein Aufgeben vaterlänäscher Traditionen
verbunden, Wie Wir es selbst bei den romanischen Nationen
nicht finden. Die Sagen des keltischen Stammes im Norden
Frankreichs und im Süden Brittaniens erhielten sich in la-