Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Ueberblick 
seiner 
provinzialen 
Schulen. 
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die auf dem Boden des grossen Landes neben einander be- 
standen, anschaulich zu machen. Auch in Deutschland 
fanden wir Verschiedenheiten und Gegensätze, aber doch 
schon von einer höheren Einheit beherrscht; der deutsche 
Nationalcharakter äusserte sich unter den Gewölben der 
rheinischen Dome wie unter der Balkendecke der sächsischen 
Kirchen in gleicher Weise schlicht, aber harmonisch und 
consequent. Wie ganz anders stehen sich der Norden und 
Süden von Frankreich entgegen; die Kirchen der N or- 
mandie, mit der entwickelten Kreuzanlage und der regel- 
mässigeil Abtheilung durch Kreuzgewölbe, mit der wohl- 
gegliederten, aber bildlosen Vorderseite, mit ihren Tluum- 
bauten und mannigfaltigen Fensterreihen haben mit den 
dunkeln, niedrigen, von Tonnengewölben gedeckten Kir- 
chen der Provence und des Languedoc nur das gemein 
was die christliche Sitte des gesammten Abendlandes mit 
sich brachte. Die spröde, lineare Ornamentik jener steht 
mit dem reichen Blattwerk, mit dem vollen, der Antike 
entlehnten plastischen Schmucke der südlichen Kunst im 
schrolfsten Gegensatze. Kein Zug nationaler V erwandt- 
schaft verbindet sie, sie unterscheiden sich mehr von ein- 
ander, als die deutschen Bauten von den italienischen, selbst 
von den in Venedig oder Toscana entstandenen. In der 
provenzalischen Kunst herrscht das antike Element einsei- 
tiger und ausschliesslichcr vor, als selbst auf dem klassi- 
schen Boden Italiens, und die normannischen Kirchen zei- 
gen in ihrer Ornamentik einen nördlicheren Charakter als 
die deutschen. 
Nicht minder eigenthülnlich und abweichend sind die 
grossen Gebiete des mittleren Frankreichs, nicht minder 
verschieden Wieder unter ihnen die östlichen und die west- 
lichen Gegenden. Burgund und die Auvergne haben die 
Plananlage schon Weiter gefördert, als selbst die Normandie; 
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