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Nordfrankreich.
h. Angilbert 680] hat noch Säulen, die an römische
Vorbilder erinnern. Auch die kleine Kirche St. Savinien
bei Sens, die Grabkapelle eines uralten Friedhofs, ein-
schiflig, aber mit Kreuzarmen und gerade geschlossenem Chor,
erscheint sehr alterthümlich, wird aber doch ihre jetzige
Gestalt erst im elften Jahrhundert erhalten haben. Sie ist
mit spitzen Tonnengewölben bedeckt, von kleinen rundhe-
gigen Fenstern erleuchtet, und hat am Chore zwei kurze
Rundsäulen, deren niedrige Kapitäle mit sehr antiken Pal-
metten geschmückt sind 95). Bedeutender ist die Kirche
zu Vignory (Haute Marne, unfern Andelot), welche schon
im Jahre 986 gegründet sein soll und jedenfalls auf eine
nicht zu späte Zeit des elften Jahrhunderts deutet. Sie
ist zunächst dadurch bemerkenswerth, dass sie einen Chor-
umgang und drei radiante Kapellen hat, und mithin ein
sehr frühes Beispiel dieser burgundischen Form gieht. Das
Langhaus und das unausgebildete Kreuzschiff zeigen das
offene Gebälk, aber die Chemische und ihre Kapellen sind
mit Halbkuppeln und der Umgang so wie die zunächst
anstossenden Felder der Seitenschiffe mit einem Tonnen-
gewölbe gedeckt. Diese Gewölbe sind noch nach römi-
scher Weise aus kleinen Steinen und einem Mörtelgnss
gebildet, während die Arcaden und die rnndbogigen Fen-
ster den Steinschnitt zeigen. Eine andere auffallende
Anordnung ist die einer emporenartigen Architectur, wie
sie in St. Etienne in Caen bestand, indem nämlich, ohne
dass eine wirkliche Empore besteht, die Wand über den
ü] An einer derselben ist in die Deckplatte eine Inschrift einge-
hauen, die ich vollständiger zu lesen vermochte als der Berichterstatter
im Bulletin du Comite historique Vol. III , p. 68. Sie lautet: Vir te-
larus Baldninus et Petronilla uxor ejus, und ist als eine der frühesten
Inschriften, die den Namen eines schlichten Bürgers (ich übersetze das
Wort: Telarus durch Leinwandhändler) auf die Nachwelt bringen, be-
merkenswerth.