Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Die 
Ottonen. 
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deutschen Rechtsbegriiife, in der Selbstständigkeit des freien 
Eigenthümers fand sie eine Schranke. Sie beruhte mehr 
auf Anerkennung und Ansehen, als auf äusseren Mitteln; 
es geht ein gutmüthiger, verständiger, schlichter Geist 
durch diese Zeit, und der deutsche Nationaleharakter zeigt 
sich im günstigsten Lichte. 
S0 konnte es indessen nicht bleiben. Bei zunehmender 
Gesitt-ung wurden die Mängel des bisherigen Naturzustandes 
fühlbarer, bei dem Eintritt in die Völkerfamilie des Abend- 
landes mussten die Deutschen den Wunsch empfinden, sich 
die römische Bildung, auf der die Kirche beruhete und 
Welche das Mittel der Civilisation war, in höherem Grade 
anzueignen. Es kamen politische Gründe hinzu. Otto I., 
nachdem er die Kaiserkrone empfangen, war nicht mehr 
blos ein deutscher Fürst, er hatte das verhängnissvolle 
Band seines Landes mit Italien geknüpft, er musste sich 
der Reihe römischer Imperatoren anschliessen. Für sich 
eroberte er mit starkem Arm eine italienische Gemahlin, für 
seinen Sohn warb er um eine byzantinische Kaiserstochter, 
sein Enkel war der Abkömmling dieser Griechin. Auch 
blieb es nicht bei diesen äusseren Beziehungen, die ganze 
Kraft der Nation wandte sich mit Eifer und Erfolg auf 
klassische Studien. Was Ottfried im neunten Jahrhundert 
emphatisch gesagt hatte, dass die Welt von den Gedichten 
der Lateiner beherrscht werde, wurde nicht lange darauf 
gewissermaassen zur Wahrheit. Das Kaiserhaus ging auch 
hier voran. Otto's Bruder Bruno, Erzbischof von Köln, 
war ein leidenschaftlicher Freund der Wissenschaft, der 
alle Gelehrten an sich zog, mit ihnen disputirte und seinen 
Bücherschatz auf seinen Reisen mit sich führte. Hedwig, 
Otto's Nichte, konnte im Griechischen imterrichteil, Ger- 
berga, eine andere Verwandte des kaiserlichen Hauses, 
war die Lehrerin jener Nonne Roswitha, welche geistliche 
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