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Nordfrankreich.
des Schmucks, dass sie davon den
erhielt, Dagobert endlich im sie-
benachbaüe Kirche von St. Denis
mit solchem Reichthunl
Namen der goldenen
beuten Jahrhundert die
bedeutender
Grösse
wiederum
mit
Mammrsäulen
und
Vergoldungen errichtet; aber diese Bauten sind bis auf ge-
ringe Ueberreste verschwunden Eine vereinzelte Spur
südlichen Einflusses zeigt die kleine Kirche St. Julien le
Pauvre im Hötel Dieu auf der Insel von Paris, indem
sie, wenn auch auf stämmigen Rundsäulen, ein zugespitz-
tes Tbnnengewvölbe hat, wie wir es im südlichen Frank-
reich kennen. Vtlichtiger Wäre es, wenn wir den Neubau
der Kirche der eben erwähnten Abtei St. Germain des pres,
welchen der Abt Morard 1014) ausführte, vollständiger
besässen. Die aus diesem Bau erhaltenen Pfeiler des Lang-
hauses sind nämlich mit vier Halbsäulen regelmässig um-
stellt; indessen war die Kirche, wie wir aus der Beschrei-
bung ihres Zustandes vor der am Ende des sechszehnten
und am Anfange des siebzehnten Jahrhunderts vorgenomme-
nen Reparatur wissen, mit Ausnahme des erst im zwölften
Jahrhundert erbauten Chors ohne Gewölbe, und ihre noch
jetzt theilweise erhaltenen kleinen Fenster ergeben, dass
Sie sich nicht bedeutend von anderen Bauten des elften Jahr-
hunderts unterschied die). Auch die im Jahre 1068 gebaute
Abteikirche St. Genevieve hatte noch die einfache Basili-
m] Bei der gegenwärtigen Kirche von St. Denis hat man Grund-
mauern einer kleinen Säulenbasilika entdeckt, welche indessen einem
Nebengebäude der Hauptkirche angehört haben mögen.
Mertens ("Paris baugeschichtlieh im Mittelalter". Wiener Bau-
zeitung 1843, S. 159) nennt diesen Bau des Abts Morard den "Schö-
pfungsakt der Bauschule von Franzien und mithin des gothischen Styls",
den Baumeister den "Homer der gothischen Baukunst" und findet in
diesem Gebäude „alle Tugenden vereinigt". Eine Begeisterung, für
welche die allerdings regelmässig gebildeten Pfeiler, die aber im süd-
liehen Frankreich höchst wahrscheinlich schon ebenso vorgekommen wa-
ren, kaum eine Erklärung geben.