Die
königlichen
Provinzen.
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schaftliclue
Baueifer
lmd
die
Prachtliebe
des
zwölften
und
dreizehnten Jahrhunderts die meisten noch übrig gebliebe-
nen älteren Bauten, Woraus wir freilich Wieder schliessen
können, dass sie nicht sehr bedeutend gewesen sein müs-
sen, da sie sonst auch den baulustigen Nachkommen im-
ponirt haben würden.
Im Ganzen können wir die Baugeschichte dieser Epoche
als eine Reaction des einheimischen und fränkischen Geistes
dieser Gegend gegen die ihm aufgedrängten lateinischen
Formen betrachten, welche damit endigte, dass dieser ger-
manisirte, national französische Geist im Anfange der fol-
genden Epoche einen neuen, das lateinische Element zwar
bewahrenden, aber selbstständig umgestaltenden Baustyl
erschuf. Wir kennen den Anfang und das Ende dieses
Kampfes, wir wissen durch Nachrichten und einzelne Ueber-
reste, dass unter den Merowingern in römischer Weise
gebaut wurde, und wir kennen die Entwickelung seit der
Mitte des zwölften Jahrhunderts ziemlich genau. Aber wir
haben nicht genügendes Material, um die Geschichte der
Zwischenzeit festzustellen, und können daraus nur schliessen,
dass sie nicht eben reich an bedeutenden Monumenten ge-
wesen sei.
Selbst Paris, obgleich eine alte, schon in der letzten
Zeit römischer Herrschaft und unter den lllerowingern be-
deutende Stadt, die auch von den Stürmen der folgenden
Jahrhunderte weniger als andere litt, hat keine erheblichen
Bauten aus dieser Epoche aufzuweisen. Zwar hatte schon
Chlodwig (507) die Kirche S. Peter und Paul in römi-
scher Weise mit einem mosaikart-igen Schmuck wechselnder
Steine gebaut, Childebert die Kathedrale mit 30 Marmor-
säulen ausgestattet und (556 58] die damals nach dem
h. Vineentius benannte, nachher runter dem Namen St. Ger-
main des Pres bekannte Abteikirche in Kreuzesgestalt