Die
Abteikirchen
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Caen.
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men. von dem der südlicheren Gegenden, namentlich Bur-
gunds und der Auvergne, ausgegangen ist. Der Zusam-
menhang, den diese Gegenden schon in der Zeit des Abtes
VVilhelm von Dijon hatten, dann auch die Anhänglichkeit
an die Form der 'l'ribune, die nun theils in ein 'l'rif0riu1n,
theils, wie in St. Etienne, in eine emporenartige Architektur
umgewandelt wurde, sprechen dafür. Indessen hatte man
dies Vorbild durch bessere Ausbildung des ganzen archi-
tektonischen Organismus bedeutend übertrotlfen, und somit
ein eigenthümliches Bausystem geschaffen, das, vermöge
seiner augenscheinlichen Consequenz, auch Weiterhin Nach-
ahmung fand und für das gesammte nördliche Frankreich
maassgebend wurde. Dass die erwähnte Baugruppe aber
der Zeit Wilhelms des Eroberers, oder doch der von sei-
ner Zeit ausgehenden Entwickelung zuzuschreiben ist, dafür
spricht auch der Umstand, dass die späteren, bald darauf
entstandenen Bauten der Normandie schon wieder andere
tiiiVOlljlbtlvßißhßllllß Formen zeigen.
Zu diesen späteren Bauten gehört zunächst die Kathe-
drale von Bayeux in den unteren Arcaden des Schiffes,
da der obere Theil erst im vierzehnten Jahrhundert hinzu-
gefügt ist und der Chor frühgothischen Styl zeigt. Die
Baugeschichte ist hier Wieder sehr dunkel; 1106 war die
Kirche abgebrannt, 1159 litt sie aufs neue durch eine Feuers-
brunst, 1183 bedurfte sie noch so sehr der Baumittel, (lass
man beschloss, die Einkünfte erledigter Kanonikate dazu
Zll Verwenden. Wahrscheinlich stammen also auch diese
unteren Arcaden erst aus der zweiten Hälfte des zwölften
Jahrhunderts. Jedenfalls zeigt sich hier eine andere Ge-
staltung des normannischen Styles, eine glänzende Ausbil-
dung des Decorativen auf Kosten des Organischen. Die
Pfeiler sind sehr viel reicher gegliedert, mit mehreren Säulen
besetzt, aber alle gleicher Höhe; statt des einen hochauf-