Die
Abteikircheln
VOII
Caen.
359
fuug findet man aber, dass der Schein der
Frische durch die vortreffliche Conservation
Neuheit und
des schönen
Materials aus den noch jetzt berühmten Steinbrüchen der
Umgegend entsteht, in welchem sich alle Formen noch mit
ursprünglicher Schärfe zeigen, während die Details an Ka-
pitälen, Basen und Prolilirungen denn doch entschiedene
Kennzeichen frühester Entstehung tragen. Dagegen schei-
nen die Gewölbe, obgleich noch durchweg rundbogig, nicht
ursprünglich beabsichtigt zu sein. In St. 'l'rinite ist sogar
die Vorlage im Mittelsehiffe nicht im Mauerverbande des
Pfeilers, und also später hinzugefügt, in St. Etienne hängt
sie zwar mit ihm zusammen, dafür aber entspricht die
Stellung der Fenster nicht den Gewölben. Ob nun eine
gerade Decke, wofür die Analogie anderer Kirchen dieser
Gegend spricht, oder 0b ein 'l'onnengewölbe mit Gurtbögen
nach dem Vorbilde der südlichen Provinzen beabsichtigt
worden, worauf die Pfeiler von St. Etienne und das halbe
Tonnengewölbe der Seitensehiife deuten könnten, muss
dahin gestellt bleiben. Jedenfalls aber ist auch die jetzige
Lleberwölbung, namentlich die von St. Etienne, ihren For-
men zufolge nicht viel später, als der übrige Bau, und
vielleicht schon durch eine Aenderung des Planes, noch
Während der Fortsetzung desselben entstanden
Die Kirche St. Nicola, jetzt ein Militärmagazin, aber
ü) Gally Knight bezweifelt, weil man zur Zeit der Eroberer
schwerlich schon so grnsse Räume überwölbt habe, die Ursprünglich-
keit der Gewölbe. Indessen bestanden im südlichen und westlichen
Frankreich gewiss schon längst bedeutende Tonnen- und Kuppelge-
wölbe, und es ist daher nicht so sehr unwahrscheinlich, dass man auch
einen Versuch mit grösseren Kreuzgewölben gemacht habe. Caumont
(Bull. monum. VIII, 157) giebt zu, dass die Gewölbe ein wenig
später sein können, als die Mauern, und stimmt daher mit meiner An-
sieht überein. Jedenfalls liegt kein Grund vor, mit Mertens (die
Baukunst des Mittelalters, Berlin 1850, S. 105) beide Kirchen im
Ganzen in die Zeit von 1140 zu verweisen.