Aelteste
erhaltene
Bauten.
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sie einzeln und abgelöst, und prägen sich durch ihre Wie-
derholung stärker ein. S0 bildet also dieser Styl in jeder
Beziehung einen Gegensatz gegen den der Provence; beide
haben zwar eine gleiche Neigung zum Ornament, aber
Während es dort anmuthig und mit begründeten Ansprüchen
auf plastische Schönheit auftritt, ist es hier spröde, bizarr
und selbst schrcckend; während es dort selbstständig und
ohne organischen Zusammenhang mit der Wenig entwi-
ckelten Construction vorkommt, schliesst es sich hier dem
Constructiven völlig an, und giebt in Verbindung mit dem-
selben ein in sich einiges, harmonisches Ganzes. In den
älteren Monumenten ist übrigens diese Ornamentation nicht
so gehäuft, wie in den englischen Kirchen dieser Epoche;
erst später und bei der Rückwirkung, Welche das eroberte
Land auf die Heimath der Sieger ausübte, wird sie auch
hier reicher, nimmt aber zugleich auch schon mildere For-
III 81]
Die älteste unter den noch jetzt erhaltenen Kirchen der
Normandie scheint die des Klosters von Bernay, die
weit und hoch, in den Verhältnissen aber höchst einfach
und unverziert, den Anschein des Primitiven hat. Auch
wurde sie in den ersten Jahren des elften Jahrhunderts
gegründet. Schon hier ruhen die Bögen auf viereckigen
Pfeilern mit Halbsäulen, deren Kapitäle mit rohem Blatt-
Werk verziert sind 41). Bedeutender zeigt sich der Styl
schon in der Abteikirche von J umieges, die zwar jetzt
Ruine, aber in den älteren, höchst wahrscheinlich 1067 ge-
Weiheten Theilen noch wohl erhalten ist. Es ist ein edler
Bau ,
einfach
und
unverziert ,
aber
VOll
imponirenden
Ver-
An einem dieser Kapifäle hat sich der Baumeister oder Bild-
ner genannt: Izembardus me fecit. Gally Knight, übers. von Lepsius,
S. 141. Eine Abbildung des Inneren bei Caumont Abäcädaire (1351)
pag. 105.