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Nordfrankreich.
sind die Archivolten der Portale nicht selten mit Thier-
köpfen ausgestattet, welche gleichsam auf der Halbkreis-
linie des Bogens und mit der Richtung gegen den Mittel-
punkt desselben aufgelegt sind, und so den Gedanken des
Ausstrahlens aus diesem Punkte in freilich sehr bizarrer
Weise ausdrücken. Ich habe schon darauf aufmerksam ge-
macht, dass sich die englische Ornamentation hiedurch von
der deutschromanischen unterscheidet, welche an den Por-
talen stets den Gedanken des Umkreisens festhält
Manchmal ist dieselbe Verzierung auf mehreren der con-
centrischen Bögen Wiederholt, aber so, dass sie sich auf
den äusseren erweitert, und also wieder den Gedanken des
von einem Mittelpunkte ausgehenden Lichtes festhält. Dieser
Lichtgedanke ist aber nicht in ruhiger, grossartiger Weise
durchgeführt, der Wechsel contrastirender Linien und
Winkel, und das Vorherrschen des Geradlinigen und
Spröden giebt vielmehr einen Ausdruck des Herben und
Trotzigen, der dann durch die fratzenhaften Köpfe und
ähnliche Schreckgebilde noch verstärkt wird, welche ent-
weder als Consolen unter den Gesimsen, oder als Imposten
am Bogenanfang, einmal sogar an Stelle des Kapitals an
dem cylindrischen Säulenstamme angebracht sind Auch
in Deutschland und im südlichen Frankreich liebt der ro-
manische Styl schreckende Gestalten von menschlicher oder
thierischer Bildung, aber sie treten gelegentlich aus dem
Laubwerk hervor, oder schliessen sich durch die runde
Form ihrer Flügel oder Schlangenleiber den Gewinden an,
und berühren die Phantasie nur leicht; hier dagegen stehen
m)
Kirche
Vgl. Band IV, Abth. 1,
St. Ebbs zu Oxford ein
S. 194, wo auch in dem Portale der
Beispiel solcher Portalsculptur gege-
ben ist.
ü?) Eine Zusammenstellung solcher grimassirender Köpfe und an-
derer Kragsteine aus normannischen Bauten im Bullet. monum. VIII,
p. 22.