Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

354 
Nordfrankreich. 
sind die Archivolten der Portale nicht selten mit Thier- 
köpfen ausgestattet, welche gleichsam auf der Halbkreis- 
linie des Bogens und mit der Richtung gegen den Mittel- 
punkt desselben aufgelegt sind, und so den Gedanken des 
Ausstrahlens aus diesem Punkte in freilich sehr bizarrer 
Weise ausdrücken. Ich habe schon darauf aufmerksam ge- 
macht, dass sich die englische Ornamentation hiedurch von 
der deutschromanischen unterscheidet, welche an den Por- 
talen stets den Gedanken des Umkreisens festhält  
Manchmal ist dieselbe Verzierung auf mehreren der con- 
centrischen Bögen Wiederholt, aber so, dass sie sich auf 
den äusseren erweitert, und also wieder den Gedanken des 
von einem Mittelpunkte ausgehenden Lichtes festhält. Dieser 
Lichtgedanke ist aber nicht in ruhiger, grossartiger Weise 
durchgeführt, der Wechsel contrastirender Linien und 
Winkel, und das Vorherrschen des Geradlinigen und 
Spröden giebt vielmehr einen Ausdruck des Herben und 
Trotzigen, der dann durch die fratzenhaften Köpfe und 
ähnliche Schreckgebilde noch verstärkt wird, welche ent- 
weder als Consolen unter den Gesimsen, oder als Imposten 
am Bogenanfang, einmal sogar an Stelle des Kapitals an 
dem cylindrischen Säulenstamme angebracht sind  Auch 
in Deutschland und im südlichen Frankreich liebt der ro- 
manische Styl schreckende Gestalten von menschlicher oder 
thierischer Bildung, aber sie treten gelegentlich aus dem 
Laubwerk hervor, oder schliessen sich durch die runde 
Form ihrer Flügel oder Schlangenleiber den Gewinden an, 
und berühren die Phantasie nur leicht; hier dagegen stehen 
m) 
Kirche 
Vgl. Band IV, Abth. 1, 
St. Ebbs zu Oxford ein 
S. 194, wo auch in dem Portale der 
Beispiel solcher Portalsculptur gege- 
ben ist. 
ü?) Eine Zusammenstellung solcher grimassirender Köpfe und an- 
derer Kragsteine aus normannischen Bauten im Bullet. monum. VIII, 
p. 22.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.