Baustyl
der
Normandie.
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Inneren, an Bögen und Wandfelderil in reichem Maasse
angebracht und mit Sorgfalt und Vorliebe behandelt sind,
ist sehr bemerkenswerth. Er hängt damit zusammen, dass
in der Form der Glieder, namentlich der Bögen, das Eckige
und Flache, im Gegensatz des Rundstabes, vorherrseht; er
ist darauf berechnet, Flächen zu zieren, und den Gedanken
des Eckigen, nicht den des Runden, zu reprodueiren. Da-
her sind auch diese Ornamente äusserst selten aus der ve-
getabilischen Natur entlehnt, sondern meistens geometrischer
Art, durch Combinationen gerader oder gebogener Linien
hervorgebracht. Die Mannigfaltigkeit der aus diesen ein-
fachen Elementen gebildeten Muster ist bewundernswerth.
Die gewöhnlichste und sehr charakteristische Form ist der
Zickzack oder gebrochene Stab, der, bald einfach, bald
mehrfach, bald parallel, bald divergirenil, bald bloss in Li-
nien, bald als Stab und Höhlung wechselnd, meistens ge-
radlinig, zuweilen aber auch als Welle oder Nebel, mit
Abrundung der scharfen Ecken, an Portalen fast Luiver-
meidlich, und auch im Inneren häufig vorkommt. Nicht
weniger Variationen bietet das sogenannte Billet, das be-
kannte, aus schachbrettartig, in erhöhten und vertieften
Stellen wechselnden Stabfragnlexlten oder Würfeln zusam-
mengesetzte Ornament. Ausserdem kommt die zinnen-
artige Verzierung (embattled), d. h. die rechtwinkelig
gebrochene Linie, ein ltläander der einfachsten Art, auf
geraden Gliedern oder an Bögen; die Raute, vereinzelt
aneinandergereiht oder zur Kette verschlungen; der Spitz-
zahn, die Sternform in mancherlei Veränderungen, der
Diamant oder, wie die Engländer sagen, Nagelkopf
(nail-head] häufig vor. Auf Wandfeldern "sind Rauten
oder Schuppen beliebt und oft sehr wirksam. An Friesen
sieht man auch gewundene, strickförmige Verschlingungen,
Rosetten, Kugeheiheil oder runde Nagelköpfe. Endlich
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