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Nordfrankreich.
aber alle von gleicher Höhe, also keine Gruppen, sondern
eine fortlaufende Reihe bildend, und von der vorderen Halb-
Sälllß ohne organische Verbindung mit derselben durch-
schnitten sind. Diese schlank aufsteigende Halbsäule kommt
schon in den ältesten Bauten vor, so dass die Pfeiler
durchweg ursprünglich auf eine Wölbung berechnet er-
scheinen; auch iinden sich Holzdccken an grösseren Kir-
chen jetzt sehr selten. In den Seitenschiffen waren Kreuz-
gewölbe ursprünglich, die Emporen zum Theil, wie in den
südlichen Bauten, durch halbe, an das Mittelschiff ange-
lehnte Tonnengewölbe gedeckt. Das Mittelschiff hat Kreuz-
gewölbe und zwar nicht bloss, wie in den rheinischen
Bauten, von quadrater Form, also von doppelter Tiefe, wie
die der Seitenschilfe, sondern zugleich sechstheilig, so dass
die nach den Aussenwänden geöffneten Kappen durch einen,
von dem mittleren Pfeiler aufsteigenden Quergurt durch-
schnitten sind. Sehr merkwürdig ist, dass die Gurtträger
in Haupt- und Nebenschiffen nach oben zu ein wenig zu-
rückweichen, und also eine Einziehung darstellen, Welche
der Ausladung des Gewölbes entspricht und der Perspec-
tive einen Ausdruck des Elastischen giebt, eine Einrichtung,
die man auch in den französischen Bauten des dreizehnten
Jahrhunderts meistens findet, und die gewiss mit Bedacht
gewählt, und sowohl technisch als fiir den Anblick wirk-
sam ist. Das Gewölbe über der Vierung des Kreuzes ist
immer bedeutend erhöht und mit acht gleichen Kappen ge-
wölbt; dahinter folgt im Chor noch eins der sechstheiligen
Gewölbe und dann die Chornisehe, die mit Halbkreisbögen
auf Säulchen in mehreren Etagen verziert ist.
Im Aeusseren bemerken wir zunächst die Thürme.
Keine
andere
Provinz
VOII
Frankreich
besitzt
SO
viele
schlanke und zierliche 'l'hurmbanten, wie diese; selbst kleine
Dorfkirchen sind dadurch ausgezeichnet, und man sieht in