Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Vorzüge 
Deuts chlands. 
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Zufälligkeiten erscheinen. Wichtig war zunächst nur der 
Unterschied Deutschlands von den romanischen Völkern. 
VVährentl in Deutschland eine durch Abstammung und 
Schicksale einige Nation bestand, wohnten in den roma- 
nischen Ländern mehrere Stämme, Ureinwohner und Ger- 
manen verschiedenen Ursprungs, in Sprache, Recht und 
Sitten von einander abweichend, in bunter Mischung neben- 
einander. Zufälligkeiten mancher Art hatten hier dem einen, 
dort dem anderen Elemente das Ilebergewvicht gegeben und 
eine Menge widerstrebender Ansprüche erzeugt. Eine grosse 
fürstliche Macht, welche im Stande gewesen wäre, dies 
Chaos zu ordnen, koinlte sich nicht bilden, und die ein- 
zel11e11 Lelnrsherren, welche durch Gewalt, List oder all- 
mäligen Erwerb einen Territorialbesitz erlangt hatten, ver- 
heerten das Land durch ihre Fehden. Hier war in der 
That die Kirche der einzige Gegenstand aller Hoffnung 
und der Frömmigkeit ein Trieb nach Erlangung politischer 
Einheit und Ordnung beigegeben. 
In Deutschland standen die Verhältnisse viel günsti- 
ger. Hier fehlten zwar die Ueberreste älterer Civilisation, 
die sich bei jenen noch erhalten hatten, aber es besass eine 
grössere ilationale Einheit und hatte neben den Mängeln 
des Naturznstandes auch seine Vorzüge, Einfachheit und 
Empfänglichkeit. Hier war wirklich jungfräulicher Boden, 
auf dem die Saat des Christenthums rasch gedieh, hier 
war die politische Aufgabe minder verwickelt, es bedurfte 
nur schlichten Verstandes und festen, durchgreifenden VVil- 
lens, um die Ordnung herzustellen und die reichen Kräfte 
der Nation zu leiten. Der richtige Sinn des Volkes Wusste 
die Männer zu linden, deren es bedurfte. Die ersten Für- 
sten des sächsischen Hauses, Heinrich und Otto, sind 
wahrhaft grosse Männer, einfache, gediegene Charaktere, 
kräftig, rastlos thätig, iln'e Rechtlichkeit und Milde fanden
	        
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