Baueifer
der
Normannen.
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reichern Prachtliebe und Baulust Wurden von nun an
vorwaltende Eigenschaften der Normannen, und wuchsen
begreiflicherweise, nachdem die Eroberung von England
und die Belehnung mit grossen Besitzungen in dem be-
siegten Lande ihnen ein höheres Selbstgefühl und reichere
Mittel gewährt hatten. Diese Baulust entging selbst den
Britten nicht; ihre Chronisten rühmen noch in der Zeit des
regen Nationalhasses an den Normannen im Gegensatze
der Angelsachsen, dass, während diese in kleinen und un-
scheinbaren Häusern verschwenderisch gelebt hätten, jene
in weiten und stolzen Gebäuden mässigen Aufwand trie-
ben sie bemerken, dass in England seit der Niederlas-
sung überall Kirchen und Klöster in neuer Bauweise ent-
stehen, und dass jeder der Reichen den Tag für verloren
halte, den er nicht durch irgend einen glänzenden Beweis
der Pracht-liebe bezeichne 3443i]. Es kann nicht überraschen,
dass diese Prachtliebe die heimische Gegend wo überdiess
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schon ältere Kultur und geschicktere Arbeiter waren, noch
reicher schmückte, als das eroberte Land, und wir haben
daher alle Ursache, den Anfang des eigenthümlichen Styles,
den wir in der Normandie finden, hauptsächlich dieser Zeit
i") In diebus illis maxima pacis tranquillitas fovebat habitantes
in Normania et servi Dei a eunctis habebantur in summa reverentia.
Unus quisque Optimatum certabat in praedio suo ecclesias fabricare et
Monachos qui pro se Deum rogarcnt rebus suis locupletare. Wilh.
Gemeticus lib. 7, e. 22 bei Duchesne Hist. Norm. script. p. 278.
"j Wilhelm von Malmesbury [Gesta reg. Ang]. ed. Hardy, p. 418],
von der Sittenverderbniss der Angeln sprechend: Parvis et abjectis do-
mibus totas sumptus absumebant, Francis et Normannis absimiles, qui
amplis et superbis aedificiis modicas expensas agunt. Und gleich
darauf nochmals von den Normannen (daselbst p. 4-20]: Domi ingen-
tia, ut dixi, aedificia, moderates sumptus moliri.
Videas ubique in villis ecclesias, in vicis et urbibus mona-
steria novo aedificandi genere consurgere, ita ut periisse diem
quisqllß opulentum existimet, quem non aliqua praeclara magnificentia
illustret. Wllll. Malm. a. a. O. p. 420.