Die
Normannen.
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vergiesser, als Bauernschinder, als I-lartzahn, böser Nach-
bar, als Vielnehmer oder auch als Vieltrinker bezeichnen
und mithin ihrer Bohheit rühmen Aber bei alledem
waren auch sie für fromme Gefühle nicht unempfänglieh
und ergriffen das Christenthum mit gewohnter Energie.
Vor Allem sagten ihnen die Werke zu, in denen es auf
Kraftäussernngeil ankam; wir finden frühe, dass bei Er-
bauung von Klöstern und Kirchen die Mäehtigsten und
Vornehmsten selbst Hand anlegten und die niedrigsten Ar-
beiten übernahmen mit). Ueberhaupt aber wussten sie die
Baukunst zu schätzen, wie denn ihrem klugen Sinne die
Vorzüge einer höheren Civilisation nicht entgingeil. Sie
suchten daher sie sich anzueigneil und von den gebildeteren
Völkern zu lernen. Daher riefen sie schon frühe auswär-
tige Geistliche in das verwilderte Land, um ihnen die Stif-
tung und Einrichtung geistlicher Anstalten zu übertragen.
Häufig Waren es Italiener öder), auf welche sie ihr Auge
warfen, und zwar um das Praktische nicht zu vernach-
lässigen auch Bauverständige. So zog schon um 1010, der
Herzog Richard H. den berühmten Lombarden Abt VVilhelm,
den ich schon oben als Erbauer des Klosters St. Benigne
in Dijon genannt habe, in sein Land, wo er in zwanzig-
jähriger Wirksamkeit vierzig Klöster erbaute oder herstellte,
und ohne Zweifel bei der Einrichtung dieser Institute auch
m) Eine Sammlung solcher Namen im Bull. monum. XVI, p. 375,
darunter Radulfus sanguinator, Widdo excoriator villani, ein durn deute,
ein malus vicinus oder gar pilator vicini, diabolus, bibe duos und viele
ähnliche. Die Namen Ecorcheville (statt ecorchevilain) und Mauvoisin
kommen noch in der Normandie, als Erbstiicke jener Zeit, vor.
14'] S0 der Däne Herlein bei dem Bau der Abtei Berneville: Ipse
terram fodiens, lapides, sabulum, calcemque humeris comportans, ipsemet
componens parietes. Annal. Bened.
S0 Mauritius aus Florenz, Lanfrancus aus der Lombardei,
ein Johannes, ein Michael u. s. f., vgl. Wilh. Gemeticus bei Duchesne
Bist. Norm. Seript. p. 282.