Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Nordfrankreich. 
niedrigen und dunklen hohe und gut beleuchtete Kirchen- 
sehiffe, statt der decorativen, auf plastischen Schmuck ab- 
zielendeil, eine mehr constructive Tendenz. Dabei ist in 
den meisten dieser nördlichen Gegenden die burgundische 
Form des Chorumgangs unbekannt und statt dessen die 
einfache Chornische wie in Deutschland, auch wohl der 
gerade Chorschluss angewendet, und endlich ist in der 
Normandie eine sehr eigenthümliche oft reiche und ge- 
häufte, aber immer aus mannigfaltigen Combiilationen der 
geraden Linie zusammengesetzte Ornamentation, der völlige 
Gegensatz der antiken, ausgebildet, Welche auch in den 
anderen Provinzen dieser Region mehr oder weniger Ein- 
güllg" 
findet. 
Ich beginne die Betrachtung derselben mit der Nor- 
mandie, als dem wichtigsten, wenn auch entlegensten 
Theile. Diese nördliche Gegend, wo die römischen Sitten 
ohnehin aus klimatischen Gründen weniger Eingang gefun- 
den hatten, war von den Römern frühe verlassen und später 
durch die immer wiederkehrenden Raubzüge dänischer und 
norwegischer Freibeuter so gründlich verwüstet, dass, als 
endlich Karl der Einfältige (912) den Führer einer solchen 
Sehaar, Rollo, zum Eidam annahm, und ihn und seine 
Genossen mit den eroberten Ländereien belehnte, keine 
Spur römischer Civilisation übrig geblieben war. Der Be- 
sitz gab dem Charakter dieser rohen Helden eine andere 
Richtung, sie nahmen das Christenthum und mit ihm bald 
die Sprache und Rechtsverhältnisse des fränkischen Volkes 
an. Zwar trat dies keinesweges sogleich und in sanfter 
Weise ein; der Erfolg, den sie erlangt hatten, reizte an- 
dere Normannen zu neuen Einfällen, und verursachte wei- 
tere Kriege mit den Königen oder mit benachbarten Grafen 
und Fürsten. Allein nach einem Jahrhundert waren die
	        
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