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Erste
Epoche.
Widerstrebens stellt sich auch bei ihren Dienern ein. Daher
neben den vorherrschenden Zügen strenger, grossartiger,
aber auch oft pedantischer Regelmässigkeit, so wie ernster
kirchlicher Weihe auch ein Zug des Trüben und Elegischen.
Man liebte sonst Wohl das Mittelalter im Ganzen mit dem
Beiworte des finsteren zu bezeiclmen; so wenig es in
den späteren Jahrhunderten diesen Namen verdient, für
diese Anfangszeit ist er nicht unpassend. Denn allerdings
jene wohlthätige Klarheit der Civilisation, welche, gleich
dem Tageslichte, den Zirsanlmenhailg von Ursachen und
Wirkungen leicht erkennbar macht, den Ereignissen den
rauschenden Schein des VVunderbaren entzieht und den
Entschlüssen und Handlungen grössere Sicherheit giebt,
fehlte diesen Jahrhunderten. Aber das Licht des Tages
dringt nicht in die geheime Werkstätte der Natur, nicht
in die inneren Falten des Herzens, und zerstreut uns dmch
die Menge der Einzelheiten, während in der Dämmerung
die ruhig grossen Massen des VVeltganzen anschaulich
werden und das Gemüth zu andächtiger Beschauung an-
regen. Auch die moralische Dälnnlcruirg dieser Jalnhun-
derte war daher unzweifelhaft günstig, um die Gemüther-
zu frommer Ergebung zu stimmen; nur in ihr konnte der
riesenhafte Bau der Kirche in seiner wahren Grösse er-
stehen.
Die politischen Verhältnisse und der Bildungsgrad in
den verschiedenen Ländern des Abendlandes Waren einander
sehr ähnlich; die Kirche, indem sie das gesammte Abend-
land mit einem Netze von geistlichen Anstalten überzog,
mit gleicher Sprache, in gleichem Geiste überall wirkte,
brachte eine noch grössere Uebereiilstimmimg hervor. Neben
dieser Gleichheit in den Hauptsachen bestanden zwar un-
zählige lokale Verschiedenheiten, die aber gerade durch ihre
Menge ihre Bedeutung verloren, und als untergeordnete