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Aquitanien.
gehören dem zwölften Jahrhundert an, einige, wie nament-
lich die von Civray, schon der Frühzeit desselben, so dass
man dies eigenthümliche Ueberwiegen des Plastischen als
ursprünglich in dieser Gegend betrachten kann. Es brachte
dem gothischen Style ein ihm zusagendes Element, die
Vorliebe für eine reiche Mannigfaltigkeit, aber in solcher
Weise entgegen, dass es erst gemässigt und geregelt wer-
den musste. In der Bretagne, welche, obgleich ihrer
Lage nach zum Norden gehörig, ich hier erwähnen will, weil
in ihr das keltische Element sich vorzugsweise erhalten
hat, gehören fast alle mittelalterlichen Bauten dem spät go-
thischen Style an; die wenigen romanischen Ueberreste,
die man hier voriindet, wie die Kirche St. Gildas-de-
Rhuys, welche einen Chor mit Umgang und drei Kapellen
hat die weiter unten zu erwähnende Rotunde zu Quim-
perle und die Kirche zu St. Aubin de Guerande, de-
ren Inneres ungeachtet der spätgothischen Umgestaltung
des Aeusseren romanisch ist, sind überaus roh. Dazu
mochte allerdings die Ilärte des Granits, der einzigen
Steinart dieser Gegend, beitragen, aber der Mangel an ro-
manischen Gebäuden beweist doch, dass die Blüthezeit die-
ser rein keltischen Provinz erst spät eintrat, dass ihre Ent-
wickelung lange zurückblieb. Bemerkenswerth ist nur,
dass hier, wie in England, in den früheren Bauten die
Rundsäule vorherrscht, und dass ungeachtet der Ilärte des
Materials, Sculpturen, wenn auch überall rohe, hier wie
im Poitou häufig und beliebt sind, ein Umstand, der uns
in der Meinung bestärkt, dass beides dem keltischen Geiste
zusagte und aus diesem Grunde in den verschiedenen
Gegenden, wo er verwaltete, Anwendung fand.
m] Inkersley a. a. O. p. 138 und 45. Die Bauzeit fällt in die Jahre
1008 1038 und ein südfranzösischer Mönch war als Meister dorthin be-
rufen. Wahrscheinlich ist indessen das jetzt vorhandene Gebäude neuer.