Fontävrault.
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der Kathedrale von Angouleme so sehr gleichen, dass sie
von (lorther entlehnt sein müssen , aus Kreuzarmen mit
einer Concha auf der Ostseite und einem grösseren Chore.
In diesen östlichen, offenbar erst nach der Mitte des zwölften
Jahrhunderts entstandenen Theilen macht sich nun aber ein
anderes System geltend, als in den übrigen Kirchen dieser
Gruppe. Der Chor hat nämlich nach der nun schon in
Frankreich vorherrschenden Weise eine innere Säulenstel-
lung, einen Umgang um dieselbe und drei radiante Ka-
pellen Da dieser Chorraum aber geringere Breite hat,
als das Langhaus, so sind, um dies zu vermitteln, den
östlichen Pfeilern des Langhauses zwei andere Pfeiler vor-
gestellt, welche jenem inneren Chorraume entsprechen und
mit den Säulen des Chores für die Ueberwölbnng der Vie-
rung ein kleineres Quadrat bilden, als das, auf welchem
die Kuppeln des Langhauses angebracht sind. Dies Inag
denn eine veränderte Behandlung der Kuppel an dieser
Stelle herbeigeführt haben. Sie ist nämlich nicht mehr, wie
alle übrigen bisher ervsrähnten, nach dem Vorbilde der Mar-
cuskirche mit einem Gesimse versehen, welches der oberen
Halbkugel zur Stütze dient, sondern bildet mit den Zwi-
ckeln, die von einer in die Ecken der Pfeiler gestellten
Halbsäule beginnen, ein ungetrenntcs Ganzes. Hiedurch
entsteht eine Kuppel, deren Diameter die Diagonale des
Grundquadrates, nicht die Seite desselben ist, die aber nicht
mehr eine Halbkugel, sondern einen kleineren Theil der
läugeltläche darstellt, mithin, obgleich auf grösserem Durch-
messer angelegt, flacher ist. Dieser Unterschied ist ein
sehr wesentlicher. Eine solche Kuppel ist technisch leichter
herzustellen, Lmd giebt in ästhetischer Beziehung ganz an-
1') Eine Abbildung dieses noch sehr alterthümlichen, an St. De-
nis, den Chor von N. D._ in Sens u. a. erinnernden Chores bei Godard-
Faultrier, PAnjou et ses monumens. Vol. I.