Die
Schule
von
Pörigueux.
315
tete man auch oft auf das Kreuzschilf und selbst auf eine
eigenthiirnliche Gestaltung des Chores. S0 besteht die alte
Kathedrale St. Etienne von Perigueux jetzt nur aus
zwei quadraten, von Kuppeln gedeckten Räumen, von denen
der höhere, erst um 1163 neu erbaute 24) den Chor bildet,
der andere ein Ueberrest des aber auch ursprünglich nur
zwei Kuppeln enthaltenden Langhauses ist. Die Kathe-
drale von Cahors hat ebenfalls kein Kreuzschilf, sondern
nur ein Langhaus von zwei Kuppeln, jede freilich mit der
bedeutenden Spannung von etwa 48 Fuss, und eine halb-
kreisförmig geschlossene, gedehnte Chornisehe mit drei
radianten Kapellen. Die Verbindung des Kapellenkranzes,
den man bei Kathedralen und grösseren Abteien nicht ent-
behren wollte, mit der Kuppelform erregte augenscheinliche
Schwierigkeiten, und brachte sonderbare Formbildungen
hervor. S0 besteht die Abteikirche zu St. Jean de Cole
im Perigord nur aus einer Kuppel von ziemlich bedeutender
Spannung (etwa 40 Fuss], die aber innerhalb einer von
drei radianten Kapellen begleiteten Chemische liegt, welche,
um jene Kuppel zu fassen, allerdings nicht gerade die ricl1-
tige Kreislinie hält, sondern sich mehr einem Quadrate mit
abgerundeten Ecken nähert. Ohne Zweifel hat man die
Ilinzufüguilg eines Langhauses bezweckt, wodurch die
ganze Gestalt der Kirche minder auffallend geworden wäre;
indessen auch so War der Gedanke, eine bedeutende Kuppel
mit einem halbkreisförmigen Umgange zu umgeben, eine
Verirrung, die sich nur durch das Eindringen des fremd-
artigen Elementes der Kuppel in das einheimische System
erklären lässt. Daher finden sich in den meisten anderen
Dies lässt; sieh wenigstens aus einer, die Osterberechnung vom
Jahre 1163 an enthaltenden Tafel und aus dem Grabmal des im Jahre
1169 gestorbenen Bischofs vermuthen, die beide während des Baues
daran angebracht zu sein scheinen. F. de Verneilh p. 176.