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Aquitanien.
gingen, fast einheimiseh geworden (man kennt hier zwölf
bis dreizehn Kirchen dieser Art), und hat endlich mit
Ueberspringung der sehr cigenthümlichen Provinz Poitou
an der Gränze derselben, im Kloster Fontevrault im
Anjou, noch eine vereinzelte, aus manchen Gründen sehr
wichtige Nachahmung erhalten, so dass man im Ganzen
etwa vierzig Kirchen dieser Gruppe aufzählt. Auch in
Beziehung auf die Form der Kuppel selbst weichen diese
Nachbildungen einigermaasserl von St. Front ab. VVäln-enrl
die Steine der Kuppelbedeckung in der Kirche von Peri-
gueux auf der VVölbung unmittelbar aufliegen und stufen-
förmig aufsteigen, ist hier stets ein senkrechter Tambour
gebildet, welcher die Bedeckung trägt, und der oft durch
vier an den Enden des Kreuzes der Axe angebrachte Fen-
ster durchbrochen ist. Die grossen Pfeiler, welche die
Gurtgewülbe tragen, gleichen noch Weniger, als die von
St. Front, dem venetianisehen Vorbilde, sie sind ohne un-
tere Durchgänge, dafür aber weniger massenhaft; später
auch mit I-lalbsäulen bekleidet und so den Pfeilern des ein-
heimischen Styles ähnlicher geworden. Im Aeusseren sind
die Wände nicht so sehmucklos, wie in St. Ifront, sondern
durch Pilaster und Arcaden getheilt, so dass sie die Erin-
nerung an die Arcadenstellung der "Pfeilerbasilika geben.
Die Ornamentation endlich ist von aller Nachahmung von
St. Front frei, Luid richtet sich in den verschiedenen Ge-
genden nach der VVeise der jedesmaligen dortigen Schule.
Eine Folge dieses Kuppelsystems war die Vereinfachung
der Anlage; wie die Seitenschilfe stets fortblieben, verzich-
ü) Im Pnitou selbst finden sich keine Kuppelbauten, die von
St. Front abstammen. S. Hilaire in Poitiers, eine übrigens grossen-
theils zerstörte Kirche, scheint zwar Kuppeln gehabt zu haben, aber in
ganz anderer Form, als in St. Front, ohne Zwickel und Gesims, wie
sich ähnliche Kuppeln auch sonst auf romanisehem Boden finden
F. de Verneilh a. a. O. S. 270.