Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Aquitanien. 
Anfang des zwölften Jalulnmderts fallen, auf ein höheres 
Alter der Mutterkirche schliessen, und man wird daher 
nicht umhin können, die Entstehung derselben einem in 
den erhaltenen Nachrichten nicht erwähnten Bau aus der 
Anfange 
zweiten Hälfte des elften oder dem Anf: 
Jahrhunderts zuzuschreiben  
Von höchsteln Interesse ist es nun, 
des 
zwölften 
den 
Einfluss 
Zll 
verfolgen, welchen dieser merkwürdige Bau auf die 
kunst in einem ziemlich weiten Umkreise ausübte. 
Bau- 
Eine 
völlige Nachahmung, eine gleiche Uebcreinstimmung mit 
der Marcuskirche, die Anlage im griechischen Kreuze, 
kommt nicht weiter vor; alle hieher gehörigen Kirchen 
haben ein Langhaus, mit oder ohne Kreuzarme, oder eine 
andere, aber dem französischen I-Ierkommen entsprechende 
Anlage. Allein sie unterscheiden sich, und zwar sehr we- 
sentlich, dadurch von anderen französischen Bauten, dass 
ü) Die chronologische Frage wird noch durch die urkundliche 
Nachricht über einen im Jahre 1120 stattgehabten Brand complicirt. 
Anno MCXX   similiter incensum est monasterium Scti Fron- 
tonis civitatis Petragoricae. Signa in clocario igne soluta sunt. Erat 
tunc temporis monasterium ligneis tabulis coopertum. (Uabbe 
Nova Bibl. ms. lat. II, p. 219.) Daniel Ramee (in dem unsere 
Kirche betreffenden Artikel in Gailhabauds Denkmälern] folgert hieraus, 
dass die jetzige Kirche erst nach diesem Brande entstanden sei. Es 
ist richtig, dass das Wort monast-erium sehr oft eine Kirche (selbst 
wenn sie mit keinem Kloster verbunden war) andeutet, wie dies Du- 
cange Gloss. s. h. v. in einem eigenen Paragraphen nachweist. Allein 
es kann ebensowohl das Kloster allein ohne die Kirche gemeint sein, 
und darauf scheint der Umstand hinzudeuten, dass der Chronist aus- 
drücklich des Schmelzens der Glocken im Glockenthurme erwähnt, was 
sich, wenn Kirche und Thurm abgebrannt wären, von selbst verstanden 
hätte. Man wird daher F. de Vcrneilh in der Annahme beistimmen 
müssen, dass bei diesem Brande die jetzige Kirche schon bestanden 
habe und, vermöge ihrer soliden Wölbung, ohne erhebliche Beschädi- 
gung geblieben sei. Zu dieser Annahme bestimmt mich aber auch jene 
in den verwandten Kirchen wahrnehmbare Entwickelungsreihe, welche 
sich schwer erklären licsse, wenn St. Front selbst, das Vorbild. erst 
Ilach 1120 mit dem nothwcxidig grossen Zeitaufwande entstanden wäre.
	        
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