Iilistorische
Uebersicht.
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sere Regelung des abendländischen Gemeinwesens, in Wel-
ehem nun auch die anderen, aus germanischen und roma-
nischen Elementen verschiedenartig gemischten Völker all-
mälig zum Selbstgefühl gelangen und die ihnen a11gemes-
sene Stelhmg suchen konnten. Die völlige Ausbildung des
nationalen Elements gehört zwar erst der folgenden Epoche
an, aber schon der erste Beginn dieser Gestalttuig, de1' mit
dem Auftreten des deutschen Volks zusammenfällt, gab
eine klarere Anschauung der Verhältnisse.
Daraus ging auch die konsequentere Ausbildung der
Hierarchie hervor. Unter der karolingischen WVeltmonarchie
musste die sehutzbedürftige Kirche unterwürfig und als eine
Staatsanstalt erscheinen. Den jungen, der Bildung und
kirchlicher Leitung bedürftigen Nationen gegenüber lernte
sie ihren Beruf und ihre Macht fühlen. Das Element der
Einheit, die 'l'radition römischer Bildung, kam nur ihr
allein zu Statten, während das germanische Element der
Freiheit lllld Naturfrische den Völkern verblieb.
Auf diesem Gegensatze beruhete die ganze Gestaltung
der Zeit. In allen Beziehungen stand die Tradition mit
ihrem christlichen Gehalte, mit den Ueberlieferungen und
Anforderungen römischer Civilisation der begehrlichen Na-
turkraft der Völker gegenüber. Es gingen daraus Ver-
hältnisse hervor, die einigermaassen denen eines Kolonisten-
staates gleichen, der nach den Gesetzen und Regehl des
"Mutterlandes regiert wird, sich denselben halb widerstre-
bend, halb mit ungeschickter Bereitwilligkeit tulterwirft.
Hier kam dazu, dass das herrschende geistige Prinzip nicht
von einem noch lebenden Volke getragen wurde, dass es
viehnehr auf schriftlicher, oft unvollkommen verstandener
Ueberliefenlng beruhete. Daher entstanden denn überall
Konflikte zwischen dieser abstrakt aufgefassten und nur in
den allgemeinen Beziehungen verstandenen Gesetzlichkeit