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Aquitanien.
Aquitanien.
Neben den beiden grossen Regionen, die wir betrach-
tet haben, der provenzalischen, mit ihrem fast antiken
Geschmack, und der burgundischen, mit ihrer reichen
Plananlage, erscheinen die westlichen Gegenden, das Frü-
here Aquitanien, mit den Provinzen Guyenne, Angen-
leme, Perigord, Saintonge, Poitou und Anjou als eine
dritte, eigenthümliehe Region. Sie stehen im Ganzen in
monumentaler Beziehung der Provence näher als den hur-
gundischen Gegenden, das Architektonische ist auch hier
einfacher, das Mittelschiff ohne Oberlichter, der Chorschluss
ohne Umgang und Kapellenkranz, aber es fehlt die heitere
Anmuth, die Tradition des antiken Geschmacks, die sich
in der Provence erhielt; die Formen sind finsterer, schwe-_
rer, derber, und die bildliche Ausstattung, für die sich
hier gerade eine grosse Vorliebe zeigt, ist nicht wie dort
in mehr antiker Weise behandelt, sondern überraschend
Wild, phantastisch, überladen. Ist dies schon ein Zeichen
eines unruhigeren, mehr strebenden Geistes, so zeigt sich
derselbe auch noch darin, dass hier ilngewöhnlichc, von der
vorherrschenden Regel abweichende Bauformen häufiger als
in irgend einem anderen Lande vorkommen. In den südlich-
sten Theilen dieser Region sind diese Züge noch weniger
erkennbar; die Gascogne und die benachbarten Gegenden
sind im Ganzen arm an Monumenten; der Mangel an ge-
eignetem Baumaterial und die Diirftigkeit der Bewohner ver-
hinderten hicr das Entstehen einer eigenen Schule. Auch
in den südlichen Departements der Glljißllllß, an beiden
Ufern der Garomie, finden sich die Styleigenthümlichkeiten
der angränzentlen Provinzen. Die romanischen Kirchen oder
Kirchentheile von Moirac, Monseinpron, Mac diAge-
nais, St. Sabin in Villefranche (Lot und Garonne),
die zu Loupiac, Begadnn, Monlis, St. Croix zu