Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Aquitanien. 
Aquitanien. 
Neben den beiden grossen Regionen, die wir betrach- 
tet haben, der provenzalischen, mit ihrem fast antiken 
Geschmack, und der burgundischen, mit ihrer reichen 
Plananlage, erscheinen die westlichen Gegenden, das Frü- 
here Aquitanien, mit den Provinzen Guyenne, Angen- 
leme, Perigord, Saintonge, Poitou und Anjou als eine 
dritte, eigenthümliehe Region. Sie stehen im Ganzen in 
monumentaler Beziehung der Provence näher als den hur- 
gundischen Gegenden, das Architektonische ist auch hier 
einfacher, das Mittelschiff ohne Oberlichter, der Chorschluss 
ohne Umgang und Kapellenkranz, aber es fehlt die heitere 
Anmuth, die Tradition des antiken Geschmacks, die sich 
in der Provence erhielt; die Formen sind finsterer, schwe-_ 
rer, derber, und die bildliche Ausstattung, für die sich 
hier gerade eine grosse Vorliebe zeigt, ist nicht wie dort 
in mehr antiker Weise behandelt, sondern überraschend 
Wild, phantastisch, überladen. Ist dies schon ein Zeichen 
eines unruhigeren, mehr strebenden Geistes, so zeigt sich 
derselbe auch noch darin, dass hier ilngewöhnlichc, von der 
vorherrschenden Regel abweichende Bauformen häufiger als 
in irgend einem anderen Lande vorkommen. In den südlich- 
sten Theilen dieser Region sind diese Züge noch weniger 
erkennbar; die Gascogne und die benachbarten Gegenden 
sind im Ganzen arm an Monumenten; der Mangel an ge- 
eignetem Baumaterial und die Diirftigkeit der Bewohner ver- 
hinderten hicr das Entstehen einer eigenen Schule. Auch 
in den südlichen Departements der Glljißllllß, an beiden 
Ufern der Garomie, finden sich die Styleigenthümlichkeiten 
der angränzentlen Provinzen. Die romanischen Kirchen oder 
Kirchentheile von Moirac, Monseinpron, Mac diAge- 
nais, St. Sabin in Villefranche (Lot und Garonne), 
die zu Loupiac, Begadnn, Monlis, St. Croix zu
	        
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