Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Burgund. 
entdeckt, wo sie ohne Zweifel nicht in Nachahmung von 
'l'0urnus, sondern durch eine selbstständige, aus denselben 
Gründen hervorgegangene Erfindung entstanden sein müssen. 
Die Kirche von Paray-le-Monial, einer anderen, 
nicht weit davon gelegenen, einst mächtigen Abtei, wird 
derselben frühen Zeit, dem Anfang des elften Jahrhunderts, 
zugeschrieben, trägt aber jüngere Züge. Sie hat die 
Krenzform, den Chorumgang mit drei radianten Kapellen 
und senkrechte Nischen auf der Ostseite des Kreuzschiffes, 
die Schiffe werden aber von viereckigen, gegliederten Pfei- 
lern mit kannellirten Pilastern getrennt, die Scheidbögen 
und das 'l'onnengewölbe in Haupt- und Seitenschiden sind 
spitz, die Fenster und alle Bögen des Aeusseren rund ge- 
schlossen. Im Chor stehen acht überaus schlanke, wie es 
scheint, monolithe Säulen, 24 Fuss hoch, mit Kelchkapi- 
tälen, über denselben ist ein Triforium mit rundbogigen 
Arcaden. Die Haupttheile des Schiffes haben grosse Aehn- 
lichkeit mit der Kathedrale von Autun, und werden daher 
wie diese aus dem zwölften Jahrhundert stammen; jene 
schlanken Säulen erinnern aber an die Bauten von Dijon 
aus der Zeit des Abtes Wilhelm; es mag daher hier Neues 
und Altes gemischt sein  
Auch die Baugeschichte einer dritten bedeutenden Abtei- 
kirche, der von Vezelay, im Norden Burgunds, nahe bei 
i) Eine Abbildung der Chemische bei du Somerard, a. a. O. 
Serie 10, pl. 11, eine Traväe in Gaumonfs Abecedaire [1851] p. 106. 
Der Plan dieser Kirche ist eigenthümlich, und giebt fast ein griechi- 
sches Kreuz, indem auch die Kreuzarme drei Schiffe enthalten und 
ebenso, wie das Langhaus, nur aus drei Arcaden bestehen. Der Abbe 
Crosnier (Iconographie chretienne in Caum0nt's Bull. monum. XIV, p. 
77) glaubt in der in diesem Gebäude (an den Fenstergruppen, Trifo- 
rien u. s. f.) wiederkehrenden Dreizahl eine symbolische Einweisung 
auf die Trinität zu finden. Gerade die Wiederholung beweist, dass 
kein symbolischer Gedanke zum Grunde lag, da derselbe dadurch ab- 
geschwächt worden wäre.
	        
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