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Burgund.
entdeckt, wo sie ohne Zweifel nicht in Nachahmung von
'l'0urnus, sondern durch eine selbstständige, aus denselben
Gründen hervorgegangene Erfindung entstanden sein müssen.
Die Kirche von Paray-le-Monial, einer anderen,
nicht weit davon gelegenen, einst mächtigen Abtei, wird
derselben frühen Zeit, dem Anfang des elften Jahrhunderts,
zugeschrieben, trägt aber jüngere Züge. Sie hat die
Krenzform, den Chorumgang mit drei radianten Kapellen
und senkrechte Nischen auf der Ostseite des Kreuzschiffes,
die Schiffe werden aber von viereckigen, gegliederten Pfei-
lern mit kannellirten Pilastern getrennt, die Scheidbögen
und das 'l'onnengewölbe in Haupt- und Seitenschiden sind
spitz, die Fenster und alle Bögen des Aeusseren rund ge-
schlossen. Im Chor stehen acht überaus schlanke, wie es
scheint, monolithe Säulen, 24 Fuss hoch, mit Kelchkapi-
tälen, über denselben ist ein Triforium mit rundbogigen
Arcaden. Die Haupttheile des Schiffes haben grosse Aehn-
lichkeit mit der Kathedrale von Autun, und werden daher
wie diese aus dem zwölften Jahrhundert stammen; jene
schlanken Säulen erinnern aber an die Bauten von Dijon
aus der Zeit des Abtes Wilhelm; es mag daher hier Neues
und Altes gemischt sein
Auch die Baugeschichte einer dritten bedeutenden Abtei-
kirche, der von Vezelay, im Norden Burgunds, nahe bei
i) Eine Abbildung der Chemische bei du Somerard, a. a. O.
Serie 10, pl. 11, eine Traväe in Gaumonfs Abecedaire [1851] p. 106.
Der Plan dieser Kirche ist eigenthümlich, und giebt fast ein griechi-
sches Kreuz, indem auch die Kreuzarme drei Schiffe enthalten und
ebenso, wie das Langhaus, nur aus drei Arcaden bestehen. Der Abbe
Crosnier (Iconographie chretienne in Caum0nt's Bull. monum. XIV, p.
77) glaubt in der in diesem Gebäude (an den Fenstergruppen, Trifo-
rien u. s. f.) wiederkehrenden Dreizahl eine symbolische Einweisung
auf die Trinität zu finden. Gerade die Wiederholung beweist, dass
kein symbolischer Gedanke zum Grunde lag, da derselbe dadurch ab-
geschwächt worden wäre.