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Burgund.
dieser Stockwerke, Wenigstens der beiden unteren, War nur
gering, und der Zweck dieser ganzen Anordnung ist un-
deutlich. Man könnte an ein Baptisierilun denken, bei
Welchem die oberen Gallerien Raum für Zuschauer der
unten vorzunehmenden Taufhandlung bilden sollten. Allein
jedes Stockwerk war als eine abgesonderte Kapelle oder
Kirche, die eine der heiligen Jungfrau, die andere dem
Erzengel Michael, die dritte der Dreieinigkeit gewidmet,
vermittelst besonderer Treppenthiirme von unten aus zu-
gänglich. Der Name des Johannes, der einer 'l'aufkapelle
nicht gefehlt haben würde, kommt also nicht vor. Dass
Wilhelms italienischer Ursprung auf diese ungewöhnliche
Construction Einfluss gehabt habe, lässt sich nicht be-
haupterl, da wir kein italienisches Vorbild dafür kennen;
auch war Italien gerade in dieser Zeit zu sehr verwildert,
als dass man seinen italienischen G-ehülfeil eine bedeutende
Einwirkung auf die nordische Kunst beimessen könnte.
Eher mögen jene in so grosser Zahl herbeigeschaßten
Säulenstämme Motive erzeugt haben, wie sie in der italie-
nischen Architektur Lvorkormnen. Wenigstens ist es da-
durch zu erklären, dass die schönste Kirche von Dijon, die
Kirche Notre Dame, obgleich sie erst im dreizehnten Jahr-
hundert, also lange nach den Zeiten Wilhelms, ihre jetzige
Gestalt erhalten hat, eine auffallende Aehnlichkeit mit ge-
wissen Kirchen von Lucca, Pisa und Arezzo zeigt, indem
sie , wie diese, eine Fagade von drei offenen Bogenhallen
und mehreren Stockwerken kleiner Arcadenreihen hat, die
sich hoch hinauf über das Dach des Kirchenschiffes erhebt,
und mit dem ReiCiliillllllß nlannigfaltigei- Säulenstämnle
prunkt
4'] Die Baugeschichte dieser eben so schönen wie eigenthümlichen
Kirche verdiente wohl eine nähere Erforschung. Dass sie (wie Joli-
mont in Chapuy"s Cath. de France annimmt) ganz aus den Jahren