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Burgund.
er einheimisch oder aus der Fremde gekommen sein, ohne
freiwillige Veränderung bei.
Ein anderer Geist herrscht in den Gegenden, Welche sich
von den nördlichen Gränzen der Auvergne und der Diöcese
Lyon bis an die Gränzen der Champagne erstrecken, lllld
die ich nach ihrem Hauptbestandtheile unter dem Namen
von Burgund zusammenfasse, indem ich dazu die Land-
schaft Bourbon und die Diöcese Macon, Chalons-sur-
Saone, Autun, Dijon und Nevers rechne. Auch hier hat
die Antike noch einen überwiegenden Einfluss, auch hier
sind noch jetzt bedeutende römische Monumente erhalten,
aus denen antike Reminiscenzen früher oder später in die
mittelalterliche Architektur übergingen, und deren Vorbild
den Sinn für feinere plastische Ausführung lebendig erhielt.
Aber der Einfluss der Antike und die plastische Neigung
äusserteil sich in anderer Weise, als in der Provence. Aus
den römischen Monumenten entlehnte man nicht bloss den
SehmucIQ, sondern auch constructiv wichtige Formen; na-
mentlich spielt der kannellirte Pilaster hier eine grosse
Rolle, lllld dient zur zweckmässigen Ausbildung des Pfei-
lers. Und ebenso überwuchert die Sculptur nicht bloss als
müssige Zierde die leeren Wände, sondern wird auf die
Theile verwendet, Welche eine geregelte Construction ihnen
anwies. Der Grund dieser Verschiedenheit ist nicht sowohl
in äusseren Bedingungen, im Klima, im Material, als in
dem verschiedenen Charakter des Volksstammes zu suchen.
In sprachlicher Beziehung beginnt schon in den südlichen
Theilen dieses Bezirks der Uebergang von der" Languedoc
in die Languedoil, auch in baulicher Beziehung fühlen wir
hier schon den Einfluss des germanischen Elementes, das
die antiken Traditionen freier und kühner benutzt. An die
Stelle jener südlichen Behaglichkeit und Unthätigkeit, die
sich im Besitze der alten Ueberlieferung befriedigt, tritt hier