Erstes
Kapitel.
Historische
Uebersicht.
In der allgemeinen historischen Einleitung, Welche dieser
ganzen Periode vorausgeschickt ist, habe ich versucht, die
Eigenthümlichkeiten des Mittelalters, wie sie sich auf" allen
Lebensgebieten, in den öffentlichen Zustahden, in der Häus-
lichkeit, in der VVissenschaft äusserten, zusammenzustellen.
Dies durfte geschehen, weil im Wesentlichen die geistige
Richtung in allen Epochen dieser Periode dieselbe ist, und
sich in allen jenen Beziehungen zeigt. Aber sie ent-
wickelte sich nicht sogleich vollständig, sondern erst in ei-
ner, dann in der anderen Beziehung, und jede Epoche nahm
daher, nach Maassgabe der fortschreitenden Entwickelung
und derjenigen Elemente, die sich als neu und aufstrebend
vorzugsweise geltend machten, eine andere Gestalt an.
In dem Zeitramne, den wir jetzt zu betrachten haben,
treten die strengen, ernsten,- allgemeinen Züge vorzugs-
weise hervor. Es ist die Zeit, wo die Frömmigkeit, die
Bussfertigkeit der Völker sich jugendkräftig und gewaltig
äussert, wo von ihr getragen die Hierarchie sich ausbildet
und das kirchliche Element allen Erscheinungen sein Ge-
präge aufdrückt. In ihm liegt die Grösse lllld Bedeutung
dieses Zeitalters, auf ihm beruhet auch sein künstlerischer