Eigenthümlichkeiten
dieser
Provinz.
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dem eigentlich Architektonischen. Eine rhythmische An-
ordnung des Grundplanes, wie sie in Deutschland durch
die Anwendung des Grundquadrats auf die Pfeilerstellung
oder auf die Kreuzgewölbe bemerkbar war, findet sich
zwar nicht; selbst die Gurtbögen sind nicht zur regelmäs-
sigen Abtheilung des Langhauses benutzt. Dagegen ist
die breitere Anlage des Chores mit dem Umgange und den
radianten Kapellen eine sehr Wichtige und bedeutsame
Neuerung, die, wie wir sehen werden, später in ganz
Frankreich vorherrschend wurde. Ob sie gerade in der
Auvergne entstanden, Wissen wir freilich nicht mit voller
Bestimmtheit, da wir diese Form am Ende des elften oder
am Anfange des zwölften Jahrhunderts, also um dieselbe
Zeit, aus der N. D. du Port zu stammen scheint, schon
an mehreren Orten, im Languedoc, in Burgund, selbst in
der Provence finden. Indessen ist sie Ilirgends so einhei-
misch und so durchgängig angewendet, wie hier, und
dieser Umstand macht es Wahrscheinlich, dass sie hier
auch ihren Ursprung habe, Illld schon an älteren unterge-
gangenen Kirchen vorgekommen sei. In der Provence
findet sie sich nur einmal, an der Kathedrale von Va-
lence, die im Jahre 1095 durch Papst Urban II. gegründet
wurde i), im Languedoc können wir sie nur an zwei so-
gleich näher zu beschreibenden Kirchen aufweisen. In
diesen südlichen Gegenden erscheint sie daher als fremd
und eingeführt. In den burgundischen Gegenden ist sie
dagegen sehr häufig, indessen doch neben anderen Plan-
anlagen, und scheint überhaupt nur durch das Vorbild
a) Vgl. eine ausführliche Beschreibung im Bullet. monum. XIV,
p. 535 1T. Die Innenansicht in der Voyage dans Pancienne France,
Dauphinö Lief. 30, scheint unrichtig, indem sie einen einfachen Chor-
schluss angiebt, und mit der Ansicht der Seitenschiße in Lief. 18 nicht
übereinstimmt. Die Seitenschiffe haben zum Theil noch das halbe
Tgnnengewölbe, zum Theil (spätere) Kreuzgewölbe.
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