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Die
romanische
Schweiz.
unserer Epoche angehört. Dennoch ist der plastische
Schmuck, mit welchem die Kapitäle an den gekuppelteir
Säulen im Inneren der Chemische verschwenderisch aus-
gestattet sind, ebenso phantastisch als roh. Diese Säulen
haben attische Basis und schlanke Kelchkapitäle, an denen
die bekannten Klötzchen, auch wohl Voluten und Akan-
thusblätter die Reminiscenz des korinthischen Kapitäls aus-
ser Zweifel setzen, dabei aber historische Sculpturen aller
Art angebracht sind, Christus und St. Petrus, auch dieser
ungewöhnlicheriveise in der ovalen Glorie, Heilige, die mit
Drachen und anderen 'l'hieren kämpfen, und andere 'l'hier-
gestalten dunkler Bedeutung. Noch roher sind die Details
des Kreuzschiffes; die Kapitäle, der Würfelform sich nä-
hernd, tragen V erschlingungen und andere mehr nordische,
als südfranzösische Ornamente, dann aber auch Figuren
von unförmlichster Bildung und unverständlichstcr Bedeu-
tung, welche mit dem Beile, nicht mit dem Meissel aus-
gehauen scheinen. Aehnlich, aber noch wilder, sind die
Sculpturen an den Kapitälen und Deckplatten in der Kirche
N. D. de Valere, auf einer Bergesspitze bei Sion, wo
einegrosse Zahl von phantastischen und schreckenden Ge-
stalten, grosse Köpfe mit ungeheuren Rachen, welche Men-
schen und Thiere verschlingen, Adler, Löwen, Böcke, mit
conventionellem, theils skizzirtem, theils sehr tief einge-
hauenem Blattwerk verwirrend wechseln. Sehr eigen-
thümlich, aber auch bezeichnend für den Mangel an rich-
tigem Stylgefühl ist, dass die schrägen Schmiegen der
Deckplatten mit einzelnen dicken Schnecken, Muscheln,
Tannzapfen und anderen Früchten besetzt sind, während
ein anderes Mal an einem Abacus Christus zwischen En-
geln, freilich in hässlichster Gestalt, dargestellt ist.
Die Anlage der Kirchen, namentlich der Gebrauch des
Tonnengcxwrölbcs, für dessen Vorherrschen in dieser Epoche