Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Die 
romanische 
Schweiz. 
Kehle , nicht in der" reichieren attischen Form , die Ornamente 
sind durchweg von äusserster Rohheit, meistens nur flach 
eingekratzt. Die Kapitäle an der Aussenseite des Chors 
zeigen antike Reminiscenzen, Voluten und dem Akanthus 
nachgeahmte Blätter, an anderen Stellen dagegen sind sie 
unförmliche Blöcke, zum Theil mit barbarischen Sculpturen, 
der eine am Rande der Deckplatte mit einer quergelegteil 
Menschengestalt, von fast gleicher Grösse des Kopfs und 
des Körpers, ein anderer mit einem missgestalteten, von 
vielen Haaren umflutheten Menschenantlitz. Die Anlage 
des Narthex und die Ausstattung des Aeusseren dürften 
noch dem elften Jahrhundert angehören, vielleicht sogar 
Wegen der Rohheit der Details, der Frühzeit desselben; 
das Innere der Kirche, Welche im Mittelsehitfe wahrschein- 
lich ursprünglich eine flache Decke hatte, scheint noch älter 
und mag in der That, wie der Beschreiber jener Gegenden 
annimmt, aus dem siebenten Jahrhundert stammen. Wir 
befinden uns jedenfalls in einer Zeit , wo man aus der ar- 
chitektonischen Tradition der Antike nur die Grundformen 
begriff, nicht einmal die attische Basis nachahmte, und wo 
der südfranzösische Styl noch nicht entwickelt oder in diese 
Berge nicht eingedrungen war. 
Nicht viel jünger ist die kleine Kirche St. Pierre in 
Clages im Bisthum Sion; ein einfaches Rechteck mit drei 
Conchen, der Thurm auf dem durch höhere Anlage kennt- 
lichen Kreuzsclüfl", die niedrigen Seitenschiffe vom Mittel- 
schiffe durch sehr nnförmliche zum Theil in ihrer oberen 
Hälfte rund gestaltete Pfeiler getrennt, an den Säulenkapi- 
tälen des Thurms wieder wie in Romainmortier rohe und 
phantastische Sculptur. 
Jünger und mehr mit den uns bekannten provenzali- 
sehen Bauten verwandt ist die Kirche St. Jean Baptiste zu 
Grandson am Neufchateller See. Sie ist zwar, abwei-
	        
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