264
Die
romanische
Schweiz.
Kehle , nicht in der" reichieren attischen Form , die Ornamente
sind durchweg von äusserster Rohheit, meistens nur flach
eingekratzt. Die Kapitäle an der Aussenseite des Chors
zeigen antike Reminiscenzen, Voluten und dem Akanthus
nachgeahmte Blätter, an anderen Stellen dagegen sind sie
unförmliche Blöcke, zum Theil mit barbarischen Sculpturen,
der eine am Rande der Deckplatte mit einer quergelegteil
Menschengestalt, von fast gleicher Grösse des Kopfs und
des Körpers, ein anderer mit einem missgestalteten, von
vielen Haaren umflutheten Menschenantlitz. Die Anlage
des Narthex und die Ausstattung des Aeusseren dürften
noch dem elften Jahrhundert angehören, vielleicht sogar
Wegen der Rohheit der Details, der Frühzeit desselben;
das Innere der Kirche, Welche im Mittelsehitfe wahrschein-
lich ursprünglich eine flache Decke hatte, scheint noch älter
und mag in der That, wie der Beschreiber jener Gegenden
annimmt, aus dem siebenten Jahrhundert stammen. Wir
befinden uns jedenfalls in einer Zeit , wo man aus der ar-
chitektonischen Tradition der Antike nur die Grundformen
begriff, nicht einmal die attische Basis nachahmte, und wo
der südfranzösische Styl noch nicht entwickelt oder in diese
Berge nicht eingedrungen war.
Nicht viel jünger ist die kleine Kirche St. Pierre in
Clages im Bisthum Sion; ein einfaches Rechteck mit drei
Conchen, der Thurm auf dem durch höhere Anlage kennt-
lichen Kreuzsclüfl", die niedrigen Seitenschiffe vom Mittel-
schiffe durch sehr nnförmliche zum Theil in ihrer oberen
Hälfte rund gestaltete Pfeiler getrennt, an den Säulenkapi-
tälen des Thurms wieder wie in Romainmortier rohe und
phantastische Sculptur.
Jünger und mehr mit den uns bekannten provenzali-
sehen Bauten verwandt ist die Kirche St. Jean Baptiste zu
Grandson am Neufchateller See. Sie ist zwar, abwei-