Die
romanische
Schweiz.
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zalischen Meissels; die Art, wie die antiken Reminiscenzen
benutzt sind, erinnert mehr an Italien.
Mit diesen südfranzösischen Gegenden muss ich auch
die romanischen Theile der Schweiz verbinden, die zu
römischer Zeit zur Gallia Lugdunensis gehört hatten und
noch jetzt, als die Bisthümer Genf, Lausanne und Sion zur
Kirchenprovinz von Vienne gehören, und; deren sehr in-
teressante Monumente (erst vor Kurzem durch das Werk
eines einheimischen Alterthumsfreundes m) in weiteren
Kreisen bekannt geworden) Züge der provcnzalischen
Bauschule, wenn auch mit eigenthümlicher Auffassung und
neben manchen fremdartigen Elementen zeigen.
Von hohem Alter erscheint zunächst die Kirche Ro-
mainmortier (Romanum monasterium] eine Basilika mit
Kreuzschilf, drei östlichen Conchen und einem geräumigen,
zweistöckigen Narthex. Dicke Rnndpfeiler von kaum drei
Durchmesser an Höhe, aus kleinen Steinen zusammenge-
setzt, an welchen ein roher viel-eckiger Steinblock die Stelle
der Basis, eine rohe Deckplatte die des Kapitals einnimmt,
trennen das jetzt mit Kreuzgewölben gedeckte Mittelschiff
von den Seitenschiffen, welche merkwürdiger Weise (wie
wir dies auch an einigen unten zu erwähnenden französi-
schen Kirchen finden] mit quergelegten, also dem Kreuz-
schiffe parallellaufenden Tonnengewölbeil gedeckt sind. Der
Narthex ist schon ursprünglich mit Kreuzgewölben bedeckt,
die von Pfeilern mit angelegten Halbsäulen getragen werden.
Die Gesimse bestehen nur in einer einfachen Schmiege oder
a) Blavignae, Hist. de Parchitecture sacräe du quatrieme an di-
xieme siäcle dans les anciens öväches de Geneve, Lausanne et Sion,
Paris und Leipzig 1853, mit einem Atlas von sehr charakteristischen
Zeichnungen. Es ist zu bedauern, dass der Verfasser dieses dankens-
werthen Werkes seine Forschungen durch die Vorliebe für überfrühe
Datirung und für eine dunkle Symbolik weniger fruchtbar gemacht hat.
Vgl. die Beurtheilung von Lübke im D. K. B1. 1854, Nro. 24, 25.